Mit einer mediterran anmutenden Rotwein-Cuvée haben neun Weinerzeugerbetriebe aus Baden eine Offensive für pilzwiederstandsfähige Weine gestartet. Sie nennen sie Tamino. Wo das gleiche draufsteht, ist aber nicht immer das gleiche drin. Raum für Individualität lautet das Motto.
Ein tiefes Rubinrot mit bräunlichen bis violetten Reflexen gepaart mit dem Duft saftiger, dunkler Beeren in Begleitung von Röstaromen und einer zarten Holznote sind die ersten sensorischen Eindrücke, wenn man den neuen Tamino im Glase beurteilt. Die Empfindungen setzen sich am Gaumen durch Anklänge dunkler Schokolade, pfeffriger Würze und zarter Tannine fort. Obwohl für die Rotwein-Cuvée ein unverwechselbares Duft- und Geschmacksprofil definiert wurde, lassen die neun jetzt auf den Markt gebrachten Weine durchaus die individuelle Handschrift der Kellermeister:in erkennen. Grund dafür ist die frei wählbare Zusammensetzung der Traubensorten – unter einer Bedingung: Es müssen mindestens 85 Prozent Piwis sein.
Häufigster Vertreter in den Cuvées ist der Cabernet Cortis, den die Kellermeister beispielsweise mit Cabernet Carbon, Prior, Monarch, Regent oder auch Piroso kombinieren. Jede einzelne Traubensorte verfügt über besondere Vorzüge, die jeweils zu dem gewünschten Weintyp beitragen.
Piwis bekannter machen
Während „Spätburgunder“ ein bekannter Begriff ist, können Verbraucher:innen mit Namen neuer robuster Rebsorten meist nichts anfangen. Da diese jedoch bis zu 70 Prozent weniger Pflanzenschutzmittel benötigen und somit zur Förderung der Biodiversität beitragen, gelten sie als eine der Antworten auf die massiven Forderungen von Politik und Gesellschaft.
Piwis auch für den konventionellen Weinbau nutzen
„Wir kommen nur mit Innovationen weiter“, betonte Landwirtschaftsminister Peter Hauk bei der Produktvorstellung. Um die Zielmarke „bis 2030 mehr Bio“ zu erreichen, müssten neue Modelle initiiert werden. Dazu zähle auch die Umstellung auf Piwi-Rebsorten. „Die machen auch im konventionellen Weinbau Sinn“, begründete Hauk die Projektförderung durch das Land Baden-Württemberg.
28 Betriebe haben sich der Initiative inzwischen angeschlossen. Die ersten trinkreifen Tamino-Weine stammen aus den Weingütern
- Maier in Baden-Baden, Schmidt in Eichstetten,
- Kuckuckshof in Karlsbad,
- Andreas Dilger in Freiburg,
- Hummel in Malsch und Zähringer in Heitersheim sowie von den
- Winzergenossenschaften Britzingen und
- Roter Bur Glottertal und vom
- Staatsweingut Freiburg.
Fünf Jahre Vorbereitung
Fünf Jahre Vorbereitung seien seit den ersten Diskussionen zur Etablierung einer neuen Dachmarke nebst Vermarktungsstrategie vergangen, erläuterte Ernst Weinmann vom Weinbauinstitut (WBI). Die letzten zwei Jahre hatte das WBI das Projekt in den Bereichen Züchtung und Oenologie begleitet. Mit dem Start liege man exakt im Zeitplan, nun folge das gezielte Marketing für den neuen Weintyp mit dem klangvollen Namen.
„Die Weine haben viel Potenzial und sind eine ideale Ergänzung zu unseren Rotweinen mit deutschem Profil“, betont Martin Schmidt, Winzer aus Eichstetten und Vizepräsident des Badischen Weinbauverbands. Die 0,75-Liter-Flasche Tamino kostet zwischen 8 und 12 Euro.
Was haltet ihr von dem Konzept? Habt ihr schon Erfahrung mit der gemeinschaftlichen Vermarktung? Was klappt und was nicht? Wir freuen uns über eure Nachrichten