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Allmendweiden – gemeinsam stärker

Ziegen und Schafe beim Weiden im MünstertalMaria Wehrle
Fachbeitrag
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Anbindehaltung, Förderung, Herdenschutz, Trockenheit und Vermarktung. Das sind die Schlagwörter, die fast alle Landwirt:innen im Schwarzwald nennen, wenn man sie nach den aktuellen Herausforderungen befragt. Das war ein Teil des Projektes Allmende 2.0 des Biosphärengebietes Schwarzwald. Nach drei Jahren liegt nun der Abschlussbericht vor, der dazu beitragen soll, die Weidewirtschaft im Allmendgebiet langfristig zu erhalten. Hier das wichtigste in wenigen Minuten.

Nebenerwerb ist der Schlüssel

Es zeigte sich, dass die kleinstrukturierte Landwirtschaft im Nebenerwerb der Schlüssel zum Erhalt der Kulturlandschaft ist. Von den knapp 500 Betrieben im Biosphärengebiet werden etwa 420 im Nebenerwerb betrieben. 2020 erzielten die Betriebe einen durchschnittlichen Gewinn von 11.000 Euro, wovon zwei Drittel aus der Förderung stammen. Gleichzeitig bringt die jeweilige Familie fast den Umfang einer vollen Arbeitskraft auf. Trotz der anscheinend geringen wirtschaftlichen Rentabilität unterstreichen alle Befragten die Bedeutung des Nebenerwerbs. Wieso?

Die Beweidung auf den steilen und kargen Allmendweiden ist Knochenarbeit.

„Jede Hand, die bei der Weidepflege mithilft, wird gebraucht“,

so hat es ein Bürgermeister treffend auf den Punkt gebracht. Weil jeder Betrieb anders wirtschaftet, entstehen vielfältige und ökologisch hochwertige Strukturen, die für den Naturschutz zentral sind. Letztlich ist die Weidewirtschaft im Biosphärengebiet aber auch ein Kulturgut. Sie bleibt nur als Netzwerk bestehen, wenn es genügend tragende Betriebe im Nebenerwerb gibt.

Im Biosphärengebiet waren bis in die 1990er-Jahre viele Betriebe in Weidegemeinschaften organisiert. Sie ermöglichen es, die Arbeit auf vielen Schultern zu verteilen und zwar sehr umfassend: vom einzelnen Betrieb bis in die dörfliche Gemeinschaft.

Florian BrossetteAllmendweide
Die Allmendweiden und Bergmähwiesen sind das landschaftliche Juwel des Südschwarzwalds. Sie sind über Jahrhunderte der gemeinschaftlichen Bewirtschaftung entstanden. Heute bilden die Allmenden die wenigen Lebensräume von Wiesenpieper, Warzenbeißer und Arnika – also Tier- und Pflanzenarten, die heutzutage selten geworden sind.

Gemeinschaftsstall geplant

Zukünftig könnte das auch den Stallbau mit einschließen. Genaue Zahlen zur Verbreitung der Anbindehaltung liegen nicht vor. Schätzungsweise gibt es im Schwarzwald 1000 Betriebe, in denen diese Haltungsform noch existiert, die gesellschaftlich zunehmend in Frage gestellt wird. Durch Gemeinschaftsställe können die Baukosten gesenkt werden. Auch die individuelle Arbeitsbelastung sinkt, wenn die Bewirtschaftung sich auf mehrere Schultern verteilt. In Wieden arbeitet eine Gruppe von Landwirt:innen mit der Gemeinde an einem Projekt, um einen kommunalen Gemeinschaftsstall zu bauen.

Maschinen teilen

Gemeinsam schafft es sich leichter: Das gilt auch für die Nutzung von landwirtschaftlichen Maschinen. Die hohen Preise für Viehtransporter, Mähwerke und Co. erlauben es einfach nicht, dass jeder Betrieb mit allem ausgestattet ist. Überbetriebliche Gemeinschaften schaffen Abhilfe; Maschinenringe sind in vielen landwirtschaftlichen Kreisen bereits fest etabliert.

Wasser für die Weide

Ein weiteres Thema, mit dem sich das Projekt Allmende 2.0 beschäftigt hat, ist die Anpassung an den Klimawandel. Die trockenen Sommer der vergangenen Jahre haben gezeigt, dass dieser schon längst da ist. Aufeinanderfolgende Jahre, in denen die Tiere seit Ende Juli kein Futter auf der Weide mehr finden, hat die Landwirtschaft noch nicht gesehen. Auch die Weidewasserversorgung ist stellenweise nicht mehr gesichert. In einem Pilotprojekt am Belchen wird im Sommer 2023 untersucht, welche Anpassungen an Leitungen, Tränken und Quellfassungen möglich und notwendig sind.

Maria WehrleWeidetränke
Wo die Tiere auf der Weide nicht mehr mit Quellwasser versorgt werden können, bleibt meist nur noch das Wasserfass als Alternative.

Eine Stimme für Junglandwirt:innen

Wie sich die Situation der Landwirtschaft und der Landschaft im Biosphärengebiet in Zukunft genau verändern wird, ist ungewiss. Es ist anzunehmen, dass die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe weiter abnehmen wird. Das Biosphärengebiet kann daran mitarbeiten, dass sich Chancen und Perspektiven für die nächste Generation in der Landwirtschaft eröffnen. Damit könnten die teilweise bislang wenig sichtbaren jungen Landwirt:innen zusammengebracht werden und eine Stimme bekommen.

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