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Burnout in der Landwirtschaft

IMAGO / MiS
Podcast Fachbeitrag
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Psychische Probleme sind nach wie vor in vielen Familien ein Tabuthema. Doch sie sind ein ernst zu nehmendes Problem: Jeder fünfte Landwirt scheidet laut Zahlen der Sozialversicherung SVLFG wegen psychischer Erkrankungen vorzeitig aus dem Beruf aus. Was sind die Anzeichen und wo finde ich Hilfe?

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Psychische Erkrankungen beginnen oft schleichend.

Die eigenen Grenzen kennen

Für viele Landwirtinnen und Landwirte ist die Arbeit nicht nur Beruf, sondern gleichzeitig auch Berufung. Es ist eine sinnstiftende Lebensart, gekennzeichnet durch Selbstbestimmung, gute Vereinbarkeit mit den Tätigkeiten in der Familie und dem Arbeiten in der Natur. Diese Kombination trägt dazu bei, dass bei vielen Landwirten insgesamt eine hohe Zufriedenheit bezogen auf ihre Tätigkeit herrscht – wenn man mal von gewissen Frustthemen absieht, die es natürlich auch gibt. Die langen Arbeitstage würde man auch gar nicht schaffen, wenn der Beruf nicht auch noch Leidenschaft, Hobby und Leben wäre.

Die enge Verbundenheit zum eigenen Betrieb hat sehr viel Positives. Sie kann aber auch dazu führen, dass die eigenen Grenzen zu oft überschritten werden. So oft, dass sie einem selbst nicht mehr bewusst sind und man nur noch sieht, was getan werden muss. Es kann so weit gehen, dass schleichend die Freude an der Arbeit gänzlich verloren geht und die schönen Momente im Alltag übersehen werden. Bis die Stimmung kippt und nicht nur man selbst, sondern auch die Familie, die Arbeit und die Tiere darunter leiden.

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Tiere müssen täglich versorgt werden – egal, ob man die Kraft dazu hat oder nicht. Das kann zu viel werden.

Leider sind psychische Probleme in unserer Gesellschaft immer noch ein Tabuthema. Der Landwirt Stefan Leichenauer aus Tengen-Uttenhofen geht das Thema anders an: Er spricht offen mit Familie und Freunden und auch im BLHV-Sommerpodcast über seinen Burn-out, den er vor Jahren hatte. Denn er möchte auf dieses wichtige Thema durch seine persönliche Geschichte aufmerksam machen. Diese Offenheit braucht es, denn von Erfahrungen kann man lernen und die eigenen Grenzen wieder besser erkennen. Was sind die Anzeichen für einen Burn-out? Wann ist zu viel denn jetzt wirklich zu viel?

Wann ist zu viel wirklich zu viel?

Überarbeitung kennen alle Landwirtinnen und Landwirte. Vieles, was in jedem anderen Beruf „zu viel“ wäre, wird gemacht, weil es eben sein muss. Weil das Heu heute noch rein muss, weil der Drescher eben nur jetzt Zeit hat, weil die Kühe eben noch gemolken werden müssen, es geht nicht anders. Hier ist es die Kunst zu erkennen, wann es an der Zeit ist, einen Schritt zurück zu machen und Hilfe zu suchen, auch wenn es in dem Moment unmöglich erscheint.

Im BLHV-Sommerpodcast erzählt der Landwirt aus Leidenschaft, wie es zu seinem Burn-out kam, welche Anzeichen er nicht sehen wollte und welche Gegenmaßnahmen er und seine Familie ergriffen haben:

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Stefan Leichenauer spricht über seine Erfahrung mit Burn-out.

Wo kann ich mir Hilfe suchen? 

Wenn auch du betroffen bist, hol dir Hilfe! Die aktuelle politische Lage, Preissteigerungen in allen Bereichen und weiterhin hohe Corona-Fallzahlen bereiten vielen Menschen Angst und Zukunftssorgen. Kommen noch private und familiäre Sorgen hinzu, kann einem die Situation schon mal über den Kopf wachsen. Man verliert sein seelisches Gleichgewicht und fühlt sich mit der Bewältigung seiner Lebenssituation überfordert. Wer Symptome für ein Burn-out zeigt, ist oft schon lange im roten Bereich. Die Bereitschaft, sich Hilfe zu suchen, ist in den letzten Jahren glücklicherweise gestiegen. Unter anderem bietet die SVLFG Präventionskurse an, aber auch ein Krisentelefon und Einzelcoaching

Für Landwirte und Landwirtinnen gibt es verschiedene Anlaufstellen:

Zur Prävention:

Und der Hof? Während der Krankschreibung zahlt die SVLFG den Betriebshelfer. Doch schon vorbeugend können Landwirte sich bei ihrem regionalen Maschinenring um eine Vertretung bemühen, beispielsweise um eine Auszeit oder Urlaub zu nehmen. Die Kosten dafür trägt dann der Betrieb.

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Oft ist die Büro-Arbeit zusätzlich belastend.

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