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Mehr Frauen braucht der Wald

Adriane März
Multimedia Erfahrung
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Sie und ihr Holz

Motorsägen, orangefarbene Helme, starke Maschinen – das sind unsere Forstwirte

Bei Wind und Wetter gehen sie raus, um unseren schönen Wald zu pflegen, umzubauen, Naturschutz zu leisten und um uns die Erholungsfunktion zu ermöglichen. Die starken Männer aus dem Walde.

Halt! Starke Männer? Da fehlt was! Auch starke Frauen, die Forstwirtinnen sind oder solche, die es werden wollen, können wir im Wald antreffen. Ich hatte das große Vergnügen so eine junge Frau, die in ihrer Ausbildung zur Forstwirtin steckt, einen Tag lang zu begleiten und mit den Vorurteilen des Berufes aufzuräumen.

„Schon während ihres Praktikums dachte ich, dass Emilia gut in diesen Beruf passen würde. Ich habe mich sehr über ihre Bewerbung gefreut. Sie ist eine absolute Bereicherung für das Team. In 30 Jahren im Beruf gab es nur drei weibliche Auszubildende.“

Bernhard Friedmann Revierleiter des Forstreviers Waldsee-Kappel

Achtung, Baum fällt!

Emilia Köhn ist Auszubildende im ersten Lehrjahr. Durch ein Schulpraktikum kam sie darauf, das zu ihrem Beruf zu machen. Schon damals unter den Fittichen von Waldsee-Revierleiter Bernhard Friedmann.

Bei jeglichen Temperaturen sind die Forstarbeiter:innen draußen – zu tun gibt es genug: Waldumbaumaßnahmen, Erholungspfade schaffen, Naturschutzmaßnahmen umsetzen.

Die Ausbildung zum Forstwirt bzw. zur Forstwirtin dauert drei Jahre. Sie umfasst einiges an biologischem und ökologischem Grundwissen. Baumarten erkennen ist nur ein kleiner Teil. Da geht es viel mehr um ein Zusammenspiel aus Kenntnissen zu Artenvielfalt, Standortansprüchen und Baumartenzusammensetzung. Das alles zusätzlich zum praktischen Handwerk wie beispielsweise dem Umgang mit der Motorsäge oder Rückemaschinen.

Bereits jetzt schon beherrscht Emilia diesen Umgang sehr gut. Bäume fällen läuft bei ihr. Vor ihrer Ausbildung hatte sie noch nie eine Motorsäge in der Hand, sagt sie. Erstaunlich, wie schnell die Weißtanne liegt.

 

„Nach meinem Praktikum hier im Betrieb wusste ich, dass mir der Beruf Spaß machen wird. Ich fand die Atmosphäre gut, die Leute sympathisch und die Arbeit sehr interessant. Man ist immer draußen, man arbeitet in einem tollen Team – quasi das schönste Büro der Welt.“

Emilia Köhn Auszubildende beim Forstamt Freiburg

Man fällt auf – aber das ist auch gut so

Große Unterschiede in der Leistung merkt man, vor allem anfangs, nicht. Für die meisten Auszubildenden sind diese Tage voller Körpereinsatz neu. Es dauert eine Weile, bis man sich daran gewöhnt hat.

Emilia hat Freude an der Ausbildung, das merke ich. Dennoch weiß sie nicht, ob sie das für immer machen möchte. Ihre Pläne sind noch offen. Vielleicht macht sie noch einen Kletterschein, um in Baumwipfeln Baumpflegemaßnahmen mit der Motorsäge durchzuführen. Auch in Kanada forstlich zu arbeiten kann sie sich vorstellen. Ein Studium ist trotz allem nicht ausgeschlossen.

Sie denkt nicht, dass Frauen (körperliche) Defizite in den Beruf einbringen. Ganz im  Gegenteil. Sie sei mindestens so motiviert wie die anderen, und das nütze schließlich mehr als reine Muskelmasse.

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Einer der gefährlichsten Berufe

Leider immer noch wahr. Der Beruf des Waldarbeiters/Forstwirts gehört nach wie vor zu den gefährlichsten Berufen der Welt. Immer wieder kommt es zu schweren und tödlichen Unfällen bei der Arbeit. Bäume fallen manchmal unberechenbar, bleiben hängen oder schlagen aus. Auch Nachlässigkeit im Umgang mit Maschinen ist öfters Ursache für diese unglücklichen Momente. Vertrauen und Verlässlichkeit sind unabdingbar in diesem Beruf.

 

„Dein Team ist deine Lebensversicherung. Man muss sich blind vertrauen und aufeinander verlassen können – sonst passieren Unfälle.“

Bernd Kramer Forstwirtschaftsmeister und Ausbilder
Adriane März
Emilia (links) mit ihrem Ausbilder Bernd Kramer.
Adriane März
Voller Einsatz bei der Überprüfung der Fallrichtung.
Adriane März
Und los geht’s!
Adriane März
Der Baum liegt.
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Emilia mit ihren beiden Kollegen (von links) Robin Kuuler und Julian Eschenlohr, ebenfalls beide im ersten Lehrjahr.
Adriane März
Jetzt wird entastet.
Adriane März
Emilia mit dem Revierleiter Bernhard Friedmann.

Mehr Frauen in grünen Berufen

Frauenpower im Praxisberuf ist noch Mangelware. Das Studium ist dafür reizvoller.

Das Studium bringt andere Möglichkeiten für Berufe und Laufbahn mit sich. Zum Beispiel eine Karriere als Forstamtsleiterin, wie Nicole Schmalfuß vom Städtischen Forstamt Freiburg.

Seit fünf Jahren leitet sie das Amt, mit Begeisterung bei der Sache. Trotz allem fehlt ihr manchmal der Input von Frauen. Von fünf Forst-Revieren, die in ihren Zuständigkeitsbereich fallen, sind alle fünf Leiter männlich. Natürlich wäre es da schön, auch mal eine Frau dazwischen zu sehen. Dennoch kommt es im Endeffekt auf die Qualifikationen an und hierbei schneiden Männer meistens noch besser ab. Denn: Weniger Frauen entscheiden sich nach dem Studium für ein Trainee, das zum höheren Forstdienst befähigt.

 

Naturschutz oder Waldpädagogik sind für Frauen oft reizvollere Schwerpunkte als die Praxisausbildung im Forstsektor, so die Beobachtung von Frau Schmalfuß.

Wenige Frauen streben die klassische Forst-Laufbahn an, was sie sich nicht erklären kann. Dieser Beruf sei sehr vielseitig und bringe viele Interessen zusammen. Kommunizieren, Zuhören und Ausgleichen sind wichtige Bestandteile des Berufs. Und das können Frauen mindestens so gut wie Männer, sagt sie.

Dass auch mit naturschutzfachlichen Schwerpunkten eine Karriere in höheren Positionen möglich ist, beweist Frau Schmalfuß selbst. Ihr Fokus während des Studiums und späteren Berufen lag meist beim Naturschutz. Sie betont, dass die Interessen gut mit ihrem jetzigen Beruf vereinbar sind, auch wenn darauf geachtet wird, dass Naturschutz gleichermaßen wie Klimaschutz, Erholungsfunktionen und ökonomischer Nutzen in die Planung mit einfließen.

 

„Wir haben tolle Mitarbeiter draußen in den Revieren. Heute kann ich sagen: Hier gilt gegenseitiger Respekt zwischen Männern und Frauen. Klar muss man sich immer durchsetzen, aber das gilt für Frauen wie Männer gleichermaßen. Konflikte lassen sich immer irgendwie lösen. Frauen sollten keine Angst davor haben, im Wald ein Team von Forstwirtinnen und Forstwirten anzuleiten und ihre Frau zu stehen.“

Nicole Schmalfuß Forstamtsleiterin des Städtischen Forstreviers Freiburg

Kommentare 5

  1. Glückwunsch, ihr habt einen sehr schönen und abwechslungsreichen Beitrag zur Waldarbeit gemacht. Ihr hattet die Aufnahmen und die Gespräche so locker und so unauffällig durchgeführt, sodass es uns Spaß gemacht hat und wir uns gefreut haben, euch ein Einblick in unser Berufsleben geben konnten. Ihr Zwei seit ein gutes Team, macht weiter so.

    Bernd
    • Danke, das freut uns! 🙂 Uns hats auch Spaß gemacht, war ein spannender Tag mit euch! Viele liebe Grüße von Adriane und Julia

      Julia Schüz
  2. Als Mitglied im Verein Frauen im Forstbereich e.V. kann ich Initiativen wie diese nur begrüßen. Ich freue mich über jeden Fortschritt in diesem Bereich, denn auch unter den studierten Forstleuten ist die Zahl der Frauen noch lange nicht ausgeglichen. Ich wünsche allen Beteiligten weiterhin viel Spaß an der Arbeit.

    Katharina Gerlach
    • Vielen Dank! Wir hoffen auch sehr, dass mehr Frauen den Forst für sich entdecken.

      Julia Schüz
  3. Es stimmt wirklich, dass der Wald mehr Frauen braucht. Mein Bruder arbeitet auch in diesem Bereich. Er ist gerade auch auf der Suche nach Maschinen für die Forstwirtschaft. Ich werde ihm gerne auch einmal wieder aushelfen.

    https://www.metalltechnik-schoepf.at

    Marie Busch

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