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Wo liegen die Holzpreise?

LangholzIMAGO / Geisser
Fachbeitrag
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Insgesamt ergibt sich derzeit ein Ungleichgewicht von Angebot und Nachfrage zu Gunsten der Forstbetriebe. Perspektivisch sollten höhere Preise für Nadelstammholz möglich sein. Praktisch lässt sich dieser Vorteil momentan aber vielfach nicht realisieren, weil die Holzernte wegen des Wetters schlicht nicht möglich ist.

Nadelholz

Die aktuell gültigen Lieferverträge für frisches, lang ausgehaltenes Fichtenstammholz liegen im Leitsortiment bei rund 95 Euro je Festmeter. Regionale Abweichungen von bis zu plus/minus 5 Euro je Festmeter um diesen Mittelwert treten auf.

In den Hauptkäfergebieten von Baden-Württemberg und dem Landstrich vom Bodenseevorland bis hinauf auf die Baar, wo es viel Sturmholz aus Sommergewittern gab, hält sich hartnäckig ein tieferes Preisniveau an der Unterkante der genannten Schwankungsbreite, also bei rund 90 Euro je Festmeter.

Aus den Reihen großer Forstbetriebe und gemeinschaftlicher Vermarktungsorganisationen des Privat- und Kommunalwaldes ist zu hören, dass für die zu schließenden Lieferverträge für das erste Quartal und erste Halbjahr 2024 ein dreistelliger Preis angestrebt wird. Im südöstlichen Bayern hat sich dieses Preisniveau übrigens bereits eingestellt. Dort ist die Nachfrage der Tiroler-Säger deutlich spürbar.

Als Nachfrager treten – neben den Sägewerken – weiterhin spezialisierte Rundholzexporteure auf, die für den chinesischen Markt einkaufen. In den Export fließt auch ein Teil der Kalamitätshölzer, meist in Mischung mit Anteilen frischen Holzes.

Vielfach wird ein Einheitspreis über alle Güteklassen hinweg gezahlt. Aktuell liegt er in der Größenordnung von 80 bis 85 Euro je Festemeter, in selten Ausnahmefällen auch bei 90 Euro je Festmeter. Die schlechtesten Käferholzqualitäten erlösen zum Teil allerdings lediglich 70 Euro je Festmeter.

Die schwächeren und qualitativ schlechteren Fichtenholzsorten, die als sogenanntes Palettenholz aufgearbeitet werden (können), wurden zuletzt lebhafter nachgefragt. In den nächsten Monaten könnten Nachfrage und Preise sogar steigen.

Stammholz von Douglasie, Kiefer und Lärche wird derzeit eher verhalten nachgefragt. Die Preisentwicklung ist uneinheitlich. Kiefernstammholz normaler Qualität und der Stärkeklasse L2b soll zwischen 70 und 75 Euro je Festmeter gehandelt werden.

Auswirkungen der schlechten Lage im Bauwesen

Auf längere Sicht sind die Perspektiven für den Absatz von Nadelstammholz ungewiss. Zu befürchten ist, dass die schlechte Lage im Bauwesen bei den Sägewerken ankommen werden. Bislang werden offenbar immer noch vorhandene Auftragsbestände abgearbeitet. Danach droht aber ein Absatzloch, das dann zeitverzögert auch bei den Forstbetrieben ankommen wird. Möglicherweise füllt der Holzbedarf für Bausanierungen sowie der Export von Rund- und Schnittholz dieses Loch. Deshalb dürften der vorsichtige Einschlag von Nadelstammholz, die vertragliche Absicherung der geplanten Einschlagsmenge und die sorgfältige Marktbeobachtung das Gebot der Stunde sein.

IMAGO / GeisserHolzhaus Fertighaus
Noch arbeitet das Baugewerbe bestehende Aufträge ab. Danach droht ein Absatzloch.

Wohin mit dem Laubholz?

Bei den Laubholzsägewerken ist die Krise bereits angekommen. Ihr Absatz hängt in hohem Maße von der Geschäftstätigkeit in der Möbelindustrie und bei den Holzfußbodenherstellern ab. Beide Abnehmergruppen schwächeln spürbar. Deshalb haben die Laubholzsägewerke ihren Stammholzeinkauf deutlich zurückgenommen.

Die beiden großen in Deutschland ansässigen Buchenholzverarbeiter haben ganze Schichten gestrichen und angekündigt, lediglich die Hälfte der Vorjahresmenge einkaufen zu wollen.

Die aktuell schwierige Lage der Laubholzsägewerke ist von der Forstwirtschaft bundesweit zur Kenntnis genommen und in die Reduktion des eigenen Laubholzeinschlags umgesetzt worden. Selbst einige Meistgebotstermine, auf denen traditionell die ausgesuchten besten Stammholzqualitäten angeboten werden, wurden bereits gestrichen.

Konkrete Preisnennungen sind kaum möglich, zu unterschiedlich ist die Marktpraxis im Einzelnen. Meldungen, dass die Vorjahrespreise fortgeschrieben werden konnten, relativieren sich insoweit, als dass dies nur für die von den Sägern hauptsächlich gesuchten Qualitäten und Stärken gilt. Schwächere oder überstarke Stämme sowie die schlechteren Qualitäten sind oft schwer oder nur unter Preisabschlägen zu verkaufen.

Da die Nachfrage nach Laubbrennholz anhaltend hoch ist und gute Preise gezahlt werden, empfiehlt es sich, gezielt in die schwächeren und schlechteren Bestände zu gehen und das anfallende Holz komplett als Brennholz aufzuarbeiten. Dieses Vorgehen dürfte für viele Forstbetriebe wirtschaftlich vorteilhaft sein – und der Bestandespflege dient es auch.

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