Wo es flächige Schäden durch Trockenheit, Käfer und Sturm gibt, stellen sich viele Waldbesitzer die Frage: Wie soll der neue Wald aussehen? Im Forstbezirk Hochschwarzwald – 300m über NN bis auf knapp 1500m – wurden Daten erhoben. Was der Vergleich von Fichte, Tanne, Douglasie und Buche ergeben hat, liest du hier.
Das Nadelholz ist überlegen
Ein wesentlicher Grund für die Zunahme des Nadelholzes in Deutschland war die klare wirtschaftliche Überlegenheit. Der ursprüngliche Nadelholzanteil von rund 10 % ohne menschlichen Einfluss ist nach der Bundeswaldinventur 2014 auf 55 % angestiegen. Der Anteil im erwerbsorientierten Privatwald war nochmal höher. Grundsätzliche produzieren die Nadelbäume mehr Festmeter als Laubholz.
Fichte, Tanne und Douglasie haben eine deutlich höhere Volumenleistung als die Buche. Die wirtschaftliche Überlegenheit dadurch wird verstärkt durch die Wuchsform der Bäume. Nadelbäume haben einen langen verwertbaren Schaft, der hohe Stammholzanteile bringt. Außerdem gibt es nur geringe unverwertbare Anteile und damit höhere Erlöse.
Roherträge der Baumarten
Die Baumart mit der höchsten Volumenleistung, die Douglasie, hat den höchsten Durchschnittserlös und liegt damit im Rohertrag um das Fünffache über der Buche. Sie schneidet bei beiden Eingangsgrößen – der Menge an verkaufbarem Sortiment und den Durchschnittserlösen der letzten zehn Jahre – am ungünstigsten ab. Fichte und Tanne liegen dazwischen, denn hier sind die Preisabstürze der Jahre 2018 bis 2021 durch Kalamitäten berücksichtigt.
Klimastabilität und Betriebssicherheit
Wenn ganze Waldgebiete absterben, sind die Wertzuwächse nicht mehr realisierbar. Gleichzeitig fallen hohe Aufwendungen für die Wiederbewaldung an und die entstehenden Kahlflächen sind ungünstig für Boden und Kohlenstoffkreislauf.
Die Fichte hatte mit Abstand die höchsten Verluste, dann folgt die Tanne die häufig erst im Folgejahr der Trockenheit die höchsten Schäden aufweist. Buche und Douglasie zeigen die geringsten Schäden und liegen deutlich unter solchen der Fichte und Tanne.
Dabei ist erstaunlich, dass die Douglasie selbst in den Jahren 2018 und 2020, in denen erhebliche Sturmschäden an Fichte und Tanne zu verzeichnen waren, nur geringe Schäden erlitt.
CO2-Absorbtion
Unsere Waldbäume sind nicht nur Opfer der Erderwärmung, sondern können Teil der Lösung sein. Dabei sind – nach der Kohlenstoffinventur für Deutschland (2017) – die Nadelbäume den Laubbäumen überlegen, was sich durch den höheren Zuwachs erklären lässt.
Sonstige Laubbaumarten kommen im Forstbezirk nur in geringem Umfang vor, weshalb dazu die Datengrundlage fehlt.
CO2-Festlegung in Baustoffen
Durch die stoffliche Verwertung im Hochbau, wodurch energieintensive Baustoffe wie Ziegel, Stahl, Aluminium oder Glas ersetzt werden, kann der Kohlenstoff dauerhaft festgelegt wird. Da bislang überwiegend Stammholz dafür geeignet ist, haben die Nadelbäume deutliche Vorteile. Die Douglasie erreicht mehr als das sechsfache der Buchenmenge in puncto Stammholzproduktion. Dies hängt mit der geringen Massenproduktion der Buche und dem hohen Anteil an Astholz zusammen.
Naturnähe und Artenschutz
Laubhölzer sind naturnäher als Nadelhölzer. Örtlich kommt nur die Tanne flächig als natürliche Baumart vor. Die Buche dominierte den Naturwald, aber die anderen Laubbäume wie Eiche, Ahornarten, Esche, Linde, Hainbuche und Erle waren immer beigemischt. Die Fichte ist hierzulande in den Hochlagen und in Mooren am Naturwald beteiligt. Mit der Douglasie wurde eine nicht-europäische Baumart eingebracht.
Über die Zeit haben sich Arten eingestellt, die auf die eingebrachten, neuen Baumarten angewiesen sind. Eine Naturschutzleitart im Schwarzwald ist das stark gefährdete Auerhuhn. Es profitierte in der Vergangenheit von der Fichten- oder Kiefernwirtschaft mit kurzen Umtrieben auf verarmten Standorten.
Mit der Einführung der naturnahen Waldwirtschaft fielen diese Flächen in großem Umfang weg und die Population ist nun stark rückläufig. Fütterungsversuche haben ergeben, dass der Vogel auch mit der Douglasie klarkommt. Wichtiger noch als die (natürliche) Baumarten-Zusammensetzung sind die Waldstrukturen, bei denen die Douglasie die Fichte oder Tanne besser ersetzen kann als die Buche.
Weitere Beispiele für die Naturschutzbedeutung sind Orchideenvorkommen unter mattwüchsigen Fichten oder der seltene Dreizehenspecht, der auf Borkenkäferfichten angewiesen ist. In Bezug auf Naturschutzziele kann je nach betrachteter Art keine generelle Überlegenheit der Laubbäume abgeleitet werden.
Fazit – Welche Baumart kann was?
Als Ergebnis bleibt festzuhalten, dass die Fichte im Forstbezirk Hochschwarzwald bei einer ganzheitlichen Betrachtung die Überlegenheit gegenüber der Buche verloren hat. Dagegen punkten Tanne und Douglasie vor allem in den Bereichen CO2-Absorption, -Fixierung und -Substitution gegenüber der Buche.
Die Tabelle zeigt eine einfache Bewertung in fünf Stufen (++, +, 0, -, –) für den örtlichen Betrieb. Die Einschätzung der (Klima-)Stabilität oder der Naturnähe wird je nach Lage und Standorten anders eingestuft werden müssen.
Fichte | Tanne | Buche | Douglasie | |
---|---|---|---|---|
Betriebswirtschaft | + | + | – | ++ |
(Klima-)Stabilität | – – | 0 | ++ | ++ |
CO2-Absorption | + | + | – | ++ |
CO2-Fixierung und Substitution | + | + | – | ++ |
Naturnähe | 0 | ++ | ++ | – – |
Naturschutz | + | + | + | 0 |
Summe | +2 | +6 | +2 | +6 |
Aber…
Bislang wurden die Baumarten nur einzeln betrachtet. Ein Mischwald kann viele Einzelbewertungen in der Gesamtheit klar übertreffen. Und: In einer Absatzkrise gibt es immer Ausweichmöglichkeiten für den Holzverkauf. Denn der Mischwald ist grundsätzlich stabiler. Laubholzanteile bringen dann die “Kohlenstoffvorteile” erst voll zum Tragen. Und mit einer Diversität an Baumarten und Beständen lassen sich auch unterschiedliche Naturschutzziele erreichen.
Was sieht euer Wald der Zukunft aus? Schreibt es uns in die Kommentare!