Bekannt ist, dass Trockenheit und Hitze bestimmte Nadelbäume gesundheitlich massiv unter Druck setzen. Unerwartete Effekte gibt es nun auch bei Buchen. Als Folge der zurückliegenden Dürresommer lassen sich in bisher unbekanntem Ausmaß Beeinträchtigungen beobachten.
Das Laub leidet
Vor allem der Zustand der Belaubung hat bei Buchen erheblich gelitten. Die Ergebnisse der bundesweiten Waldzustandserhebung zeigen das deutlich.
Bundesweit erreichten die beobachtete Kronenverlichtungen im Jahr 2020 einen neuen Höchststand. Sie lagen um 33 %-Punkte über dem langjährigen Mittelwert der Buchen (1984-2021) in Höhe von 24 % (Abbildung 1, oben). Bis 2022 sank der Wert bei Buchen bundesweit wieder ab – allerdings lediglich auf ein Niveau das noch immer deutlich über dem langjährigen Mittel lag.
Auch in Baden-Württemberg zeigten die Buchenkronen 2020 ausgesprochen hohe Verlichtungsgrade, die jedoch nicht ganz den 2010 beobachteten Höchstwert erreichten (Abbildung 1, unten). Der Verlichtungsgrad in 2022 stieg gegenüber 2021 wieder geringfügig an.
Außerdem haben Buchen die Eichen in der Kronenverlichtung überholt.
Bei der Interpretation der Ergebnisse ist Vorsicht angebracht. Es sind nicht alleine Wetter- oder Klimakapriolen, die die Belaubung von Bäumen beeinflussen. Es gibt noch weitere Faktoren wie beispielsweise Massenvermehrungen blattfressender Insekten. Diese spielen jedoch bei Buchen (noch) keine große Rolle.
Ebenfalls wirken sich Mastjahre aus, in denen die starke Fruchtbildung an den Reserven der Buchen zehrt. Jahre mit mittlerer bis starker Fruktifikation (Abbildung 1) treffen regelmäßig mit dem Ausmaß vergleichsweise hoher Kronenverlichtung zusammen.
Schadholz nimmt zu
Bereits die ungünstigen Kronenzustände geben klare Hinweise auf problematische Entwicklungen. Richtig kritisch wird es dann, wenn Bäume nicht nur „schlecht aussehen“, sondern tatsächlich in größerem Umfang absterben (Mortalität) und große Mengen Schadholz anfallen. Methodisch ist es jedoch wesentlich schwieriger, die Mortalität zutreffend zu erfassen.
Unabhängig von der Beurteilungsgrundlage, zeigen die Grafiken der Abbildung 2 deutlich, dass auch bei Buchen Probleme mit absterbenden Bäumen und Schadholzmengen in der Folge der Dürrejahre zugenommen haben. Das gibt Anlass zur Sorge.
Trotzdem sollte bei der Einordnung folgendes nicht aus dem Blick verloren werden: Im Vergleich zu anderen Baumarten ist die Situation bei Buchen nicht prekärer. Meist ist sie sogar noch weniger problematisch. Das gilt insbesondere im Vergleich mit Fichten und anderen Nadelbäumen. Außerdem zeigt sich, dass Buchen weder bei den ermittelten Absterbequoten (Abbildung 2, oben) noch bei den zufälligen Nutzungen (Abbildung 2, Mitte) schlechter abschneiden als Eichen, die häufig als besonders dürretolerant eingestuft werden.
Mehr Einschlag als abgestorbene Bäume
Vollständig abgestorbene Buchen machen derzeit nur einen kleinen Teil des Schadholzeinschlags aus. Der größere Teil rekrutiert sich wahrscheinlich aus vorsorglichem Einschlag kritisch aussehender – aber noch lebender – Buchen, aus Gründen der Holzqualität oder Verkehrssicherheit. Aus betrieblicher Sicht kann das sinnvoll sein. Es übertrifft allerdings das Ausmaß abgestorbener Buchen deutlich.
Der – nicht durch Sturm oder Schnee verursachte – Schadholzeinschlag bei Buchen liegt derzeit bei gut einem Viertel des Gesamteinschlags. Der Anteil vollständig abgestorbener Bäume liegt im jährlichen Mittel bei lediglich 0,4% des Bestands.
Außerdem fällt bei den Versuchsflächen auf, dass die Schwere der Schäden erheblich variiert. Absterbeerscheinungen in großem Umfang finden sich bei wenigen Versuchsflächen – meist auf eher flachgründigen Standorten mit begrenzter Wasserspeicherkapazität. Der überwiegende Teil der Buchen-Versuchsflächen zeigt dagegen eher eine diffus verteilte, allenfalls leicht erhöhte Mortalität.
Ein Bild, das sich im Wesentlichen mit dem Ergebnis einer Praxisumfrage der Forstdirektion Freiburg bei den Forstbezirken in Baden-Württemberg zur Schadsituation in Buchenjungbeständen 2022 deckt:
32% der meldenden Bezirke berichteten über keine nennenswerten Schäden in Jungbeständen und 42% über nur verstreute, punktuelle Ausfälle.
Lediglich ein Viertel der Bezirke (26%) berichtete über (klein)flächige Schäden. Wirklich großflächige Ausfälle in Jungbeständen waren in Baden-Württemberg auch 2022 die (sehr) seltene Ausnahme.
Stress durch Bewirtschaftung?
Derzeit wird viel diskutiert. Über die Frage, inwieweit es Buchenbeständen schadet, wenn sie bewirtschaftet werden. Dem zugrunde liegt oft die Befürchtung, dass die Bewirtschaftung – sprich Holzeinschlag – Buchenbestände zusätzlich stresst. Durchforstungen, Vorratspflege oder Endnutzungen greifen ins Kronendach ein. In die entstehenden Lücken dringen vermehrt Sonnenstrahlen und die Temperatur im Bestand wird erhöht.
Folgerichtig müsste ein Verzicht auf Holzeinschlag für die Widerstandskraft und Anpassungsfähigkeit von Buchenbeständen förderlich sein. Trifft diese Annahme wirklich zu? Gibt es Belege dafür, dass Bewirtschaftung die Mortalität in Buchenbeständen nennenswert erhöht? Die Faktenlage hierzu ist noch unsicher.
Untersuchungen belegen jedoch: Die Durchmesserzuwächse in gut durchforsteten Beständen entwickeln sich nach Dürre besser als in solchen, die schlecht bzw. nicht durchforstet wurden. Andererseits ist bekannt, dass massive Eingriffe ins Kronendach und ein sehr lückiger Bestand das Risiko von Sonnenbrand bei Buchen erheblich verstärken und damit Mortalität auslösen können.
Wie sieht es dort aus, wo der Holzeinschlag vollständig eingestellt wurde?
Dazu gibt es neue Beobachtungen. Die natürlichen Absterbeprozesse in unbewirtschafteten Buchenwälder (Hessen: 11 Naturwaldreservate, Baden-Württemberg: 2 Bannwälder) wurden mit denen in bewirtschafteten Beständen verglichen.
Fazit
Es gibt keine Hinweise darauf, dass eine Bewirtschaftung die natürliche Mortalität erhöht – im Vergleich zu Wäldern ohne Holzeinschlag. Der Verzicht auf Bewirtschaftung kann durch Dürre verursachte Ausfälle in Buchenwäldern demnach nicht nennenswert verringern.
Fazit: Den Buchenbestand weiter beobachten und sachgemäß durchforsten, jedoch ohne massiv einzugreifen.