Es ist nicht lange her, da waren Leguminosen ein Grundpfeiler der produktiven Landwirtschaft. Günstig verfügbarer Mineraldünger verdrängte die Leguminosen aus dem Grünland und Ackerbau. Dabei haben die Pflanzen viele Vorteile: regionale Eiweißversorgung von Wiederkäuern, eine hohe Futterqualität oder die hohe Ertragsleistung von Mischbeständen.
Trotzdem sind auf vielen Grünlandflächen Kleearten bisher wenig vertreten. Das Management von Mischbeständen sehen manche als zu risikoreich. Mit Gülle oder mineralischen Stickstoffdünger geht es eben einfacher. Jetzt treiben deutlich erhöhte Energiepreise die Kosten für Mineraldünger in die Höhe. Dadurch werden Leguminosen wegen ihrer Fähigkeit Stickstoff zu fixieren plötzlich auch ökonomisch viel interessanter.
Stickstoff-Fixierungsraten verschiedener Leguminosen
Die Stickstoff-Fixierungsraten von Leguminosen sind beachtlich. Sie unterscheiden sich je nach Art und Standort. 350 kg Stickstoff pro Hektar (N/ha) für Rotklee, 550 für Weißklee und 350 für Luzerne in Reinbeständen wurden schon festgestellt. In Mischbeständen von Gräsern und Leguminosen ist die Fixierungsrate oft noch höher als in Reinbeständen, aber deren Anteil natürlich unter 100 %, sodass auch die absolute Menge an fixiertem Stickstoff geringer ist.
Die Angaben beziehen sich meist nur auf den oberirdischen Teil der Pflanzen, weil die Ablagerung von fixiertem Stickstoff in den Wurzeln deutlich schwieriger messbar ist. Trotzdem geht man davon aus, dass der unterirdische Anteil etwa 40 % des oberirdisch messbaren Stickstoffanteils ausmacht – bei Weißklee sogar rund 70 %.
Weniger düngen
Um Anhaltspunkte für die Stickstoff-Fixierungsleistung unter praxisnahen Bedingungen geben zu können, hat man Modelle entwickelt. Dabei wird für 1 % Ertragsanteil von etwa 4,3 kg N/ha für Weißklee und 3 kg N/ha für Rotklee und Luzerne ausgegangen. Enthält ein Bestand 20 % Leguminosen, ergibt sich damit für Weißklee eine fixierte Stickstoffmenge in oberirdischen Teilen von 86 kg N/ha und unter der Schnitthöhe von 60 kg N/ha – insgesamt 146 kg N/ha. Rotklee und Luzerne schaffen oberirdisch 59 kg N/ha und unterhalb der Schnitthöhe 24 kg N/ha – insgesamt 83 kg N/ha.
Der fixierte Stickstoff wird zum Großteil für das eigene Wachstum verwendet. Allerdings kommt auch ein nicht unerheblicher Teil über abgestorbene Wurzeln und Wurzelausscheidungen den Nachbarpflanzen zugute – vor allem den Gräsern und weniger den Kräutern. Dabei „transferiert“ Weißklee einen deutlich höheren Anteil an benachbarte Gräser als Rotklee und Luzerne. Allerdings ist der Anteil des durchsetzungsfähigen und hochwachsenden Rotklees in Grünlandbeständen oft höher als der von Weißklee. Bei 40 % Rotklee im Bestand ergibt sich eine fixierte Stickstoffmenge von 156 kg N/ha (oberirdisch 111 kg N/ha, unter der Schnitthöhe 45 kg N/ha).
Diese Zahlen zeigen, dass in leguminosenreichen Beständen die Stickstoffdüngung durchaus zurückgefahren werden kann, ohne Ertragsverlust zu riskieren. Das bestätigte sich auch in Versuchen am Landwirtschaftlichen Zentrum Baden-Württemberg (LAZBW) über mehrere Jahre hinweg: Dauergrünland, in dem Leguminosen nachgesät wurden, zeigte bei reduzierter Stickstoffdüngung von 0 bis 80 kg N/ha keinerlei Ertragsverluste. Vielfach war der Ertrag sogar höher im Vergleich zu denselben Beständen, die mit 170 kg N/ha gedüngt wurden.
Die Stickstoffdüngung spielt in Mischbeständen aus Leguminosen und Gräsern eine entscheidende Rolle. Einerseits kann, aber andererseits muss sie auch reduziert werden, um Kleearten im Bestand zu etablieren und zu halten. Weißklee reagierte sehr empfindlich auf Stickstoffgaben von mehr als 80 kg N/ha, weil ihn dann die geförderten Gräser leicht überschatten. Rotklee dagegen toleriert mehr als 80 kg N/ha. Der Ertrag von Rotklee-Gräser-Mischbeständen kann dadurch sogar teilweise leicht erhöht werden, aber nur, weil Gräser im Bestand gefördert werden. Der Rotklee selber profitiert nicht und geht im Anteil zurück.
Habt ihr schon Erfahrungen mit Leguminosen gemacht? Wie hat sich der Bedarf an Gülle oder Mineraldünger geändert?