Nach wie vor liegen Sommerbraugersten beim Herstellen von Malz für Bier vorne. In Landessortenversuchen zur Ernte 2023 gehörten fünf Winterbraugersten, die im Ertrag deutlich höher und stabiler als die Sommerformen waren. Sie punkten besonders bei Frühjahrstrockenheit und Hitze.
Durch die extremen Wetterereignisse wird es zunehmend schwerer, ausreichend und qualitativ hochwertige Sommerbraugerste zu erzeugen. Mit dem Ausbau von Winterbraugerste könnte die Rohstoffversorgung abgesichert werden.
Allerdings umfasst diese Kultur derzeit nur etwa 2 % der Anbauflächen.
Erfreulicherweise geht der Trend nach oben: Mit 970 ha bundesweit wurden 2023 fast 300 ha Winterbraugerste mehr vermehrt als im Vorjahr. Nach wie vor wichtigste Sorte ist KWS Somerset, gefolgt von KWS Faro und KWS Donau. Die EU-Sorte Suez hat mit 75 ha deutlich an Bedeutung gewonnen. Daneben etablieren sich zunehmend Sommerbraugerstensorten im Herbstanbau.
5 Sorten im Vergleich beim Landessortenversuch
KWS Donau zeigt ein- und mehrjährig in der reduzierten Variante überdurchschnittliche Ertragsleistungen. In der behandelten Variante liegen die Kornerträge im Mittelfeld. Agronomisch und bei den Krankheitstoleranzen ist die Sorte durchschnittlich aufgestellt. KWS Donau schiebt die Ähren früh, die Reife liegt im Mittelfeld. Sie liefert 2023 das höchste HLG, die höchste TKM und die beste Sortierung bei einem sehr guten Vollgerstenertrag von 102 % relativ. Die Brau- und Malzqualitäten liegen laut BSL leicht hinter denen von KWS Somerset.
KWS Faro ist eine der führenden Winterbraugersten europaweit und die einzige Mehrzeilige im Prüfsortiment. Sehr hohe ein- und mehrjährige Ertragsleistungen auf dem Niveau der Futtergersten machen den Anbau ökonomisch attraktiv. Bei den Brau- und Malzeigenschaften sind gewisse Abstriche gegenüber den zweizeiligen Winterbraugersten zu machen. Empfohlen wird die Sorte deshalb im Vertragsanbau. Trotz ihrer Wuchslänge ist sie standfest und hat eine gute Ährenstabilität und Blattgesundheit. Der Vollgerstenanteil er- reicht eindrucksvolle 110 % relativ. Bei Protein und TKM bildet die Sorte das Schlusslicht.
KWS Somerset ist, aufgrund ihrer guten Malz- und Brauqualitäten, derzeit die Nummer eins der Winterbraugersten. Das Ertragsniveau liegt ein- und mehrjährig unter dem Durchschnitt. Die Anfälligkeit für Netzflecken und Rhynchosporium ist bekannt. Trotz kurzem Wuchs ist die Strohstabilität etwas schwächer. Bei Kornsortierung und Vollgerstenanteil liegt die Sorte im Mittelfeld.
Lyberac liegt ein- und mehrjährig leicht unter dem Durchschnitt. Auch bei Sortierung und Vollgerstenanteil etabliert sich die Sorte im Mittelfeld. Das HLG ist hoch. Die Stroh- und Ährenstabilität sowie die hohe Anfälligkeit für Mehltau sollten im Auge behalten und rechtzeitig abgesichert werden.
Die EU-Sorte Suez ist kurzwüchsig, hat eine hohe Halm- und Ährenstabilität und zeigt sich in den Versuchen ausgesprochen blattgesund. Mehrjährig erreicht sie ein leicht unterdurchschnittliches Ertragsniveau. Sortierung und Vollgerstenertrag liegen 2023 unter dem Durchschnitt. Wegen der hohen Proteingehalte in den zurückliegenden Versuchen sollte man den Blick bei dieser Sorte besonders auf die Stickstoffdüngung richten. Für die zunehmende Bedeutung der Gerste spricht die 2023 bundesweit deutlich angestiegene Vermehrung.
Comtesse, eine neu zugelassene zweizeilige Winterbraugerste, muss ihre Anbaueignung erst noch in den Sortenprüfungen unter Beweis stellen. Sie zeichnet sich durch frühes Ährenschieben und eine gute Blattgesundheit aus. Die Brau- und Malzqualitäten sind laut BSL vielversprechend und werden ab 2023/2024 in den LSV geprüft.
Beitrag aus der Badischen Bauern Zeitung Nr. 32 von Maria Müller-Belami, LTZ Augustenberg.
