Starkregenereignisse, Hitze, Regenmangel, Gesetze und Auflagen im Bereich Düngung und der permanente Druck auf die Erzeugerpreise machen eine bestmögliche Ausnutzung der im Boden vorhandenen Nährstoffe erforderlich. Die Bodenfruchtbarkeit muss optimiert werden – wie geht das?
Eine gute Bodenstruktur gehört zu den wichtigsten Bodeneigenschaften und kennzeichnet eine gute Bodenfruchtbarkeit.
„Der Landwirt muss die größte Sorgfalt darauf verwenden, dass die physikalische Beschaffenheit seines Bodens auch den feinsten Wurzeln gestattet, an die Orte zu gelangen, wo sich die Nahrung befindet.“
Justus von Liebig Begründer der wissenschaftlichen PflanzenernährungNatur und Mensch
Grundsätzlich ist zu unterscheiden: Die natürliche Bodenfruchtbarkeit hängt allein von den Standortfaktoren ab, welche die Bodenentwicklung steuern. Dazu zählen ohne den Einfluss des wirtschaftenden Menschen das Ausgangsmaterial der Bodenentwicklung, das Klima, das Relief, die natürliche Flora und Fauna sowie die Zeit. Faktoren, die die Bodenfruchtbarkeit beeinflussen, sind:
- Der Humus- und Nährstoffzustand,
- die Tiefgründigkeit und Durchwurzelbarkeit,
- die Zusammensetzung der mineralischen Bodensubstanz,die biologische Aktivität – das Bodenleben,
- das Bodengefüge.
Der Humusgehalt ist nur schwer veränderbar
Obwohl dem Humusgehalt der Böden in der „Ackerbaustrategie 2035“ der Bundesregierung höchste Priorität eingeräumt wird, gibt es in Deutschland bislang keine experimentellen Belege aus Dauerfeldversuchen, die auf eine Verringerung der Humusgehalte in den Ackerböden als Folge der Klimaveränderung oder des Bewirtschaftungsregimes hinweisen.
Umfangreiche Humusbilanzierungen zeigen im Gegenteil positive Humussalden, die den Erhalt der organischen Bodensubstanz belegen. Die Humusgehalte differieren je nach Standort und Nutzung und unterliegen meistens nur sehr geringen Veränderungen.
Selbst extreme Wechsel der Bewirtschaftung verändern die Corg-Gehalte nur um jährlich rund 0,01 Prozent. Die Aufklärung der Beziehungen zwischen Humusgehalt, Boden, Klima und Biomasseproduktion setzt demzufolge weitere Dauerfeldversuche voraus. Die Erhöhung des organischen Anteils im Boden ist sicher lohnend – aber auf jeden Fall eine langwierige Aufgabe.
Kalkung ist sehr hilfreich
Die Verbesserung der Kalkversorgung und damit die Einstellung des für den jeweiligen Boden optimalen pH-Wertes kann dagegen relativ kurzfristig bewältigt werden. Eine stabile Bodenstruktur ist auf mittleren und schweren Böden nur dann gegeben, wenn die Bodenaustauscher zu 60 bis 80 Prozent mit Calcium und zu zehn bis 15 Prozent mit Magnesium belegt sind. Die meisten Pflanzennährstoffe sind, je nach Bodenart, im Bereich von pH 5,5 bis pH 7,0 optimal pflanzenverfügbar. Der Optimalbereich für Phosphat liegt im Bereich zwischen pH 6 und pH 7,5. In zahlreichen Feldversuchen wurde nachgewiesen, dass durch eine regelmäßige bedarfsgerechte Kalkung die Vorhandenen Nährstoffe besser genutzt werden und die Düngereffizienz gesteigert wird. Weitere Informationen dazu bietet das neu erschienene DLG-Merkblatt 456 „Hinweise zur Kalkdüngung“ vom Juli 2020.
Ein Stall voll Mikroorganismen
Der Anteil der Bodenlebewesen an den organischen Bestandteilen im Boden liegt bei fünf Prozent. Insgesamt summieren sich die Bodenlebewesen in einem fruchtbaren Boden auf eine Gesamtmenge von etwa 50 Großvieheinheiten je Hektar auf. Gegenüber einem Boden mit pH 5 steigt die mikrobielle Biomasse bei pH 7 um rund 200 Prozent an.