Ein Schlagwort macht dieser Tage in der Landwirtschaft die Runde: Regenerativ. Gemeint ist damit laut Duden, dass ein ursprünglicher Zustand wiederhergestellt oder zurückgewonnen wird. Es stellt sich die Frage, was in der Landwirtschaft verloren gegangen ist, das es jetzt wiederherzustellen gilt?
Es lässt sich nicht leugnen, dass in den vergangenen Jahrzehnten die Vielfalt auf einzelbetrieblicher Ebene weitgehend verschwunden ist. Klassische Gemischtbetriebe mit Viehhaltung sind heute eine Seltenheit. Dieser Verlust an Vielfalt schlägt sich im Ackerbau besonders augenfällig in engen Fruchtfolgen nieder. Ein weiteres Symptom sind die tendenziell gesunkenen Humusgehalte der Ackerböden. Das rückgängig zu machen, ist das Ziel verschiedener Projekte.
Viele Wege führen zu mehr Humus im Boden
Die Befürworter der Regenerativen Landwirtschaft, die dabei zu Wort kommen, wollen den Boden verbessern mithilfe von CO2-Bindung, Wasser- und Nährstoffspeicherung, Strukturaufbau, Pflanzengesundheit und Biodiversität. Im Zentrum steht die Erhöhung des Humusgehaltes im Boden. Das ist ein einleuchtendes Ziel, aber der Weg dorthin ist keineswegs klar vorgezeichnet. Die Anreicherung organischer Substanz und die effektive Förderung der Lebewesen in der Erde sind nicht so einfach, wie es auf den ersten Blick erscheinen mag.
Ob beispielsweise das Einbringen bestimmter nützlicher Mikroorganismen in den Boden, der ja in diesem Zusammenhang oft mit einem Organismus verglichen wird, so wirkungsvoll ist, wie manchmal behauptet wird, erscheint mir fraglich. Der vergleichbare Fall der probiotischen Joghurts, die den menschlichen Körper aufmöbeln sollen, was aber kaum nachweisbar ist, spricht eher dagegen.
Kein Zustand, sondern ein Prozess
Der Humusgehalt im Boden ist ein Resultat aus vielen, teils gegensätzlich wirkenden, teils sich wechselseitig beeinflussenden Faktoren. Durchaus nicht alle können durch pflanzenbauliche Maßnahmen in die angestrebte Richtung gebracht werden. Kurz gesagt: Es handelt sich hier nicht um einen Zustand, sondern um einen Prozess. Den Humusgehalt im Boden anzuheben ist sicher nicht falsch, aber das Rad muss dafür keineswegs neu erfunden werden. Die Landwirte haben fundierte Fachausbildungen, die sich bei Bedarf mit wenig Aufwand auffrischen lassen.