Die italienische Stadt Parma ist allgemein bekannt wegen ihrer Schinken- und Käsespezialitäten. Am 6. Juli gab es dort einen Paukenschlag, der bis nach Deutschland zu hören war: Nach Einschätzung der in Parma ansässigen Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) bestehen aus wissenschaftlicher Sicht keine grundsätzlichen Bedenken gegen eine erneute Zulassung des Herbizidwirkstoffs Glyphosat. In das Ergebnis war auch die Bewertung der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA) in Helsinki aus dem Vorjahr eingeflossen. Sie hatte festgestellt, dass die Kriterien für eine Einstufung als karzinogener, mutagener oder reproduktionstoxischer Stoff nicht erfüllt sind.
Dieser Befund der EFSA wird nur schwer zu entkräften sein. In den Reihen der medial und politisch sonst allgegenwärtigen Glyphosat-Gegner herrscht zunächst Schweigen. Wir erinnern uns: Im Vorfeld der für Ende 2023 vorgesehenen Entscheidung über das Ende oder eine Verlängerung der Zulassung in Europa wurde nichts unversucht gelassen, den Eindruck zu erwecken, dass aus wissenschaftlicher Sicht wirklich alles gegen diesen Wirkstoff spricht.
Dennoch werden die Glyphosat-Kritiker wohl kaum klein beigeben. Zunächst haben sie nach der EFSA-Entscheidung das Argument in Stellung gebracht, die Schäden für die Biodiversität auf den Äckern stünden einer Wiederzulassung entgegen.
Selbstdarstellung statt Wissenschaft
Am Präzedenzfall Glyphosat ist erkennbar, dass es den Gegnern nicht um Wissenschaft, sondern um Selbstdarstellung, mediale Präsenz und Politik geht. Zu behaupten, dieses und andere Herbizide müssten verboten werden, weil sie der Artenvielfalt schaden, hat mit der Situation auf den Feldern so gut wie nichts zu tun. Man kann ja mit bestimmten pflanzenbaulichen Maßnahmen wie Ackerrandstreifen, vielfältigen Fruchtfolgen, Untersaaten, Zwischenfrüchten und anderen die Biodiversität fördern.
Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass Unkräuter und Ungräser auf konventionellen und ökologischen Produktionsflächen nur in sehr begrenztem Umfang geduldet werden können. Sonst gedeihen die Kulturpflanzen nicht, wie selbst jeder Hobbygärtner weiß. Und ob die „Ackerbegleitflora“ mit Herbiziden oder, wie im Ökolandbau ausschließlich möglich, mit mechanischen Verfahren beseitigt wird, ist für die Biodiversität auf der betreffenden Fläche weitgehend unerheblich.
Gernot Raiser RedakteurKlima schonen mit Glyphosat
Kennzeichnend für die einseitige Argumentation der Zulassungsgegner ist auch, dass das Ziel, die Emission von CO2 zu reduzieren, das sonst allgegenwärtig ist, von ihnen stillschweigend übergangen wird. Die mechanische Unkrautbekämpfung ist fast immer gekoppelt an den Einsatz von Dieselmotoren, die CO2 in nicht geringer Menge freisetzen. Außerdem heizt bekanntermaßen jeder mechanische Eingriff in den Boden den Humusabbau an und bringt damit ebenfalls CO2 in die Atmosphäre. Der Einsatz von Glyphosat hat somit auch unbestreitbare Vorteile für den Klimaschutz.