Spürhunde für Diabetes, Epilepsie und Krebserkrankungen sind keine Seltenheit mehr. Jetzt wird an einer zertifizierten Ausbildung der Vierbeiner gegen Borkenkäfer gearbeitet. Was bisher noch eine Nische ist, kann in Zukunft der Früherkennung und Arbeitserleichterung dienen.
Das Besondere dabei
Die Nase des Hundes ist mit 200 Millionen Geruchszellen besonders ausgeprägt. Ausgebildete Tiere erkennen den Befall durch den Borkenkäfer schon dann, wenn Menschen ihn äußerlich noch nicht wahrnehmen.
Die Vierbeiner sind, nach einem Training von einem bis eineinhalb Jahren, darauf ausgerichtet, die Sexualduftstoffe – auch Pheromone genannt – der Käfer zu wittern. Der Geruchswolke folgend, führen sie den Menschen zum befallenen Baum.
Trotz guter Veranlagung ist der Hund keine Maschine. Es gibt keine hundertprozentige Garantie, dass jeder befallene Baum erkannt wird, da Faktoren wie Thermik und Geländestruktur beispielsweise dazu beitragen, ob das Tier den Geruch überhaupt in die Nase bekommt. Die Auffindungsrate kann durch Hunde im Einsatz jedoch wesentlich erhöht werden.
Laut einer tschechischen Studie ist der Spürhund dem Menschen vor allem dann überlegen, wenn es um das Erkennen einzelner Bäume geht, die rein äußerlich noch keinen Schaden genommen haben. In einem Bestand, der von Nestern befallen ist, liegen Hund und Mensch demnach relativ gleichauf.
Wie alles begann
Ein Pilotprojekt „Entwicklung eines Zertifikatslehrgangs für Borkenkäferspürhundeteams“ war 2019 ins Leben gerufen worden. Das österreichische Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft hat dafür Fördermittel bereitgestellt. Dadurch haben am Bundesforschungszentrum für Wald (BZW) Teams aus zwölf Hundeführer:innen mit insgesamt 15 Spürhunden sowie die Ausbilder:innen im Laufe der letzten Jahre Erfahrungen gesammelt und das Konzept der Ausbildung ausgebaut.
Das Ziel: Ein Abschluss-Zertifikat, das Waldbesitzer:innen als Gütesigel und als Richtlinie dient. Dadurch können Spürhunde-Teams künftig ihre mehrjährige Ausbildung und Erfahrung belegen.
Die Ursprungsidee liegt jedoch noch weiter zurück. Bei invasiven Arten ist der Einsatz von Spürhunden mittlerweile gängige Praxis. Gegen die Quarantäneschädlinge Asiatischer Laubholzbockkäfer und Citrusbockkäfer wurde 2009 begonnen, die Vierbeiner auszubilden.
Komplizierte Ausbildung
Die Ausbildung der Spürhunde gegen den Borkenkäfer ist aufwendig und zeitintensiv. Ein entscheidender Faktor dabei ist das Beschaffen des Trainingsmaterials. Es bildet die Grundlage für die Konditionierung der Hunde, womit die Prägung des Suchinstinktes auf einen bestimmten Zielgeruch gemeint ist. Das Bohrmehl oder die befallene Rinde für Trainingszwecke dürfen weder Schimmelsporen noch einen Verwesungsgeruch aufweisen. Auch müssen solche Proben frei von Gerüchen anderer Käferarten sein, damit die Hunde nicht falsch konditioniert werden. Einwandfreiem Geruchsmaterial geht oftmals ein aufwendiger Selektions- und Trocknungsprozess voraus. In der Natur ist das Material meist durchsetzt mit lebenden oder toten Käferlarven anderer Arten und wurde unter feuchten Bedingungen aufgefunden.
Eine weitere große Schwierigkeit stellt die Diversität der Pheromone des Borkenkäfers dar – abhängig von den Jahreszeiten. Im Frühjahr ist die Intensität der abgesonderten Sexualduftstoffe am höchsten, im Winter hingegen, in der Ruhezeit, gibt es keine wahrnehmbaren Geruchswolken. Zu dieser Zeit riechen und verfolgen die Spürhunde nur den Eigengeruch der Borkenkäfer und ihrer Larven.
Diese Varianz in der Pheromonausschüttung unterscheidet den Borkenkäfer von anderen Käferarten und stellt eine besondere Herausforderung dar: Zum einen für die Materialgewinnung in der Ausbildung und zum anderen für die Konditionierung der Hunde auf die Vielfalt der Gerüche.
Ist mein Hund geeignet?
In der Praxis folgt daraus, dass die Spürhunde eine ausgeprägte Merkfähigkeit benötigen. Nicht jedes Tier ist gleich gut für die Spurensuche geeignet. Prinzipiell gilt: Diejeingen, die eine genetische Affinität für Nasenarbeit zeigen, sind besser geeignet als solche, die vor allem mit den Augen arbeiten – wie Hütehunde beispielsweise. Doch pauschal gibt es kein Ausschlusskriterium, außer zuchtbedingt verkürzte Nasen bestimmter Rassen. Schäferhunde und andere Rassen, die beim Zoll, der Polizei und in Rettungsstaffeln eingesetzt werden, aber auch Hütehunde sind potenziell geeignet.
Bereits im Welpenalter sollte der olfaktorische Sinn des Hundes trainiert werden. Für optimale Arbeitsbedingungen muss das Tier auch ohne Leine im Wald frei lenkbar sein. Dem geht voraus, dass es wildfest ist. Auch jagdlich geführte Hunde, die jederzeit kontrollierbar sind, können ausgebildet werden.
Gefahren erkennen, Pausen einplanen und loben
Zunächst muss die Eignung des Geländes beurteilt werden, um das es geht. Von Nestern befallene Gebiete mit eindeutig vom Borkenkäfer betroffenem Baumbestand, eignen sich nicht für einen Spürhundeeinsatz. Sie sind bereits optisch erkennbar und die Intensität der Geruchswolke kann zur Reizüberflutung des Hundes führen. Sinnvoll hingegen sind Randbereiche solcher Gebiete, um die Ausbreitung zu stoppen, oder Windbruchflächen.
Das Gebiet muss im Vorfeld über Satellitenbilder auf Zäune, Bahnlinien, Straßen und weitere Gefahrenquellen geprüft werden. Am Tag des Einsatzes ist das Wetter entscheidend. Bei Sturm, Starkregen und extremer Hitze sollten Spurensuchen vermieden werden. Auch das Mikroklima, das im Bereich von bodennahen Luftschichten bis etwa zwei Meter Höhe herrscht, ist entscheidend. Bei aufsteigender Thermik ist die Arbeit für den Hund erschwert bis unmöglich. Grundsätzlich gilt: Man sollte kräfte- und ressourcenschonend die Fläche durchgehen. Hanglinien sollten genutzt werden, statt im ständigen Wechsel auf und ab zu gehen.
Fünf Minuten Nasenarbeit bedeuten für den Hund eine Anstrengung von zwei Stunden strammem Spaziergang. Nach 20 bis maximal 45 Minuten Spurensuche braucht der Vierbeiner mindestens dieselbe, besser die doppelte Zeit Pause zur Erholung. Der Mensch als Teampartner sollte außerdem für die positive Bestätigung des Hundes sorgen.
Eine Besprechung mit den Waldeigentümern im Anschluss an den Einsatz, die Berichtführung und das Einzeichnen in Karten, um den Befall nachverfolgen zu können, gehören nach der Ausbildung zu den Kompetenzen der Hundeführer:innen.
Status quo und wie es weitergeht
Die Nachfrage von betroffenen oder interessierten Waldbesitzer:innen, den eigenen Hund auszubilden, ist da. Daraus kann sich eine Kombination aus eigenem Nutzen und Dienstleistungsunternehmen entwickeln. Bis dato besteht keine kalkulierte Kostenstruktur für einen Borkenkäfereinsatz, doch ein Stundensatz von 70 bis 120 Euro – je nach Anzahl der eingesetzten Spürhunde und in Abhängigkeit vom Auftraggeber – können vom Konzept gegen invasive Arten abgeleitet werden.
Dem BFW zufolge sollen künftig Kontaktlisten entstehen, in denen Spürhundeteams als Dienstleister aufgeführt sind. Diese sollen bei renommierten Ausbildungsstellen abgerufen oder angefordert werden können. Auch der kombinierte Einsatz von Drohnen und Spürhunden ist zukunftsträchtig. Bis dahin wird am BFW an einer zertifizierten Ausbildung für Mensch und Hund gearbeitet, die über das erfolgreiche Pilotprojekt hinausgeht.
Treffend geschrieben, Danke.
Also visit my page :: Hundepension Schweiz (http://www.private-hundebetreuung.ch)