Zurück

Ziel: Ein gesunder und leistungsfähiger Boden

Grubbern auf dem AckerIMAGO / Martin Wagner
Fachbeitrag
0

Verdichtung, Humusabbau und Erosion – drei Gefahren für das Fundament jeglicher landwirtschaftlichen Produktion. Ackerböden sind nicht nur die ökonomische Grundlage für Landwirte und sichern die Ernährung der Bevölkerung. Sie spielen auch eine entscheidende Rolle bei der Speicherung von CO2. Deshalb lohnt es sich die eigene Ackerbaustrategien zu überdenken – hier ein paar Anregungen.

Bodengefüge als Indikator für Bodenfruchtbarkeit

Böden bestehen zu weniger als fünfzig Prozent aus festen Bestandteilen, die in ihrer räumlichen Anordnung auch als Bodengefüge oder Bodenstruktur bezeichnet werden. Die andere Hälfte sind luftgefüllte Poren, Wasser und Biomasse. Die Struktur des Bodengefüges, lässt Aussagen über die Fruchtbarkeit, die Gesundheit und das Speichervermögen für Wasser und Nährstoffe zu. Deshalb kann das Bodengefüge als der beste Indikator für die Bodenfruchtbarkeit angesehen werden.

Robert FiedlerFahrspuren und Bodenverdichtung
Ohje :O Was ist denn hier passiert?

Ein verdichteter Boden wird nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt und kann nur bedingt Wasser aufnehmen, so dass Regen nicht versickern kann. Das behindert massiv das Wurzelwachstum. Zudembeeinträchtigt die Bodenverdichtung das Bodenleben so stark, dass sich quasi kein Humus bilden kann. Die Folge sind schlechte Erträge.

Regenwürmer als Indikator für gute Bewirtschaftung

Generell sind Regenwürmern ein gutes Indiz dafür, ob der Boden richtig bewirtschaftet wurde oder ob das Bodengefüge Schaden genommen hat. Regenwürmer belüften nicht nur den Boden, sondern zersetzen auch Ernterückstände. Sie fressen sie nicht nur, sondern ziehen sie in ihre Gänge in den oberen Bodenschichten hinein. Dort machen sich dann Mikroorganismen über die Pflanzenreste her, die außerordentlich rasch mineralisiert werden. Der Regenwurmkot und die Mineralisierungsprozesse setzen Nährstoffe frei, die den Boden fruchtbarer machen. Beteiligt sind auch alle anderen Lebewesen aus der Mikro-, Meso- und Makrofauna sowie Pilze.

 

Robert FiedlerRegenwurm
Regenwürmer belüften nicht nur den Boden, sondern zersetzen auch Ernterückstände.

Bodenverdichtung verhindern

Wer seinen Acker und sein Grünland vorausschauend bearbeitet und zum richtigen Zeitpunkt die richtigen Methoden und Maschinen anwendet, kann Bodenverdichtungen von Anfang an verringern. Vor allem an feuchten Standorten empfiehlt es sich, den Reifendruck beim Befahren abzusenken. So verteilt sich das Gewicht der Maschinen besser auf dem Boden.

Wo der Boden bereits verdichtet ist, lässt sich das Bodengefüge durch angepasstes Management verbessern. Aber Boden ist nicht gleich Boden. Schwere Böden neigen eher zur Bodenverdichtung als leichte, ebenso feuchte verglichen mit trockenen. Deshalb lohnt es sich, einen Blick auf die Bodenstruktur zu werfen. Altbewährt und immer noch aktuell: der Spatenstich.

Pflug ja oder nein?

Ob nun eine wendende Bodenbearbeitung mit dem Pflug, eine nichtwendende mit Grubber und Egge oder die Direktsaat die beste Bodenbearbeitungsmethode darstellen, ist oft vom Standort abhängig. Gerade in Mittelgebirgslagen und trockenen Regionen haben nichtwendende Verfahren ihre Vorzüge. Sie schützen vor Verdichtung, Erosion, Verschlämmung und Verdunstung.

Dennoch hat auch der Pflug weiter seine Berechtigung. In regenreichen Regionen mit feuchten Böden lassen sich damit Pilzkrankheiten, Schadinsekten, Ungräser, Unkräuter, Mäuse und Schnecken gut kontrollieren. Auch eine unzureichende Nährstoffverteilung lässt sich ausgleichen.

Robert FiedlerPflügen
Die Vor- oder Nachteile einer wendenden Bodenbearbeitung mit dem Pflug sind oft standortabhängig.

Wenn ein Acker zerfahren ist, kann das Pflügen die Schäden teilweise reparieren. Zumindest im Oberboden lassen sich Verdichtungen auf diese Weise wieder beheben. Doch beißt sich hier die Katze in den Schwanz: Durch die Lockerung des Boden sinkt die Tragfähigkeit des Bodengefüges für spätere Fahrten. Auf Dauer entsteht die sogenannte Pflugsohle, die das Tiefenwachstum der Pflanzenwurzeln beeinträchtigt und Staunässe fördert. Dann helfen nur noch ein Tiefenlockerer oder der Anbau von tiefwurzelnden Zwischenfrüchten, um den Boden aufzulockern.

Controlled Traffic Farming

Eine Alternative kann Controlled Traffic Farming (CTF) mit permanenten Fahrspuren sein. Das System wird bereits seit den 1980er-Jahren erforscht. Erfolge in den USA und in Australien lassen sich in Deutschland jedoch nicht eins zu eins wiederholen. Die Spurweiten und die Vorgaben der deutschen Straßenverkehrsordnung sind ganz anders als in den riesigen Agrarstaaten. Außerdem entfaltet CTF seine volle positive Wirkung erst auf Schlägen in einer Größenordnung, die hierzulande eher selten anzutreffen ist. Für die Strukturen in Deutschland heißt das: Permanente Fahrspuren mit Bodenverdichtung nehmen dreißig bis vierzig Prozent der Produktionsflächen ein. Hinzu kommen die Vorgewende.

Für die permanente Trennung von Fahrspuren und Aufwuchsfläche müssen die Arbeitsbreiten aller eingesetzten Feldfahrzeuge einheitlich sein. Zum anderen müssen die Schlepper mit Satellitennavigation und hochgenauen automatischen Lenksystemen ausgerüstet werden. Die Vorteile liegen aber auf der Hand: Verbesserung der Bodenstruktur, der Wasseraufnahmefähigkeit und des Erosionsschutzes auf den unbefahrenen Flächenteilen. Und: höhere Erträge, vor allem durch die bessere Sauerstoffversorgung und Nährstoffmineralisierung.

Kommentieren

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Informationen zur Verarbeitung dieser Daten finden Sie in unseren Datenschutzhinweisen.

Du brennst für dieses Thema?

Deine Meinung zählt!

Wirlandwirten - gemeinsam! Wir sind stolz auf unsere Community und freuen uns über alle, die dabei sein wollen. Du möchtest ein Thema vorschlagen? Du möchtest der Community etwas von deinem Hof zeigen? Melde dich, wir sind gespannt!

Adobe Stock