Zurück

Checkliste Burnout: Warnzeichen erkennen

Streichhölzerimago/blickwinkel
Fachbeitrag Checkliste
0

Stress kann positiv sein: Motiviert werden Lösungen für Probleme gesucht, Ideen umgesetzt und Herausforderungen angegangen. Kritisch wird es dann, wenn Stress zum Dauerstress wird und ein Burnout naht. Landwirt:innen sind unermüdlich im Einsatz. Die Grenze zwischen Arbeit und Freizeit verschwimmt. Pausen zum Ausruhen werden aufgeschoben. Stress wird zum Dauerstress. Kommen Anzeichen wie Nervosität, Verbitterung oder das Hamsterrad-Gefühl hinzu, ist es Zeit, etwas zu verändern oder sich Hilfe zu suchen.          

Burnout bei 58 Prozent der Landwirt:innen

Burnout bedeutet eine unerträgliche Verminderung der Lebensqualität, die mit dem Gefühl von Überforderung einhergeht. Ein Burnout  (von englisch ‚ausbrennen‘) meint eine emotionale Erschöpfung, die als Reaktion auf andauernden Stress entsteht. Damit ist ein krisenhafter Prozess gemeint, der sich einschleicht und nicht plötzlich auftritt. Die Symptome beginnen oftmals unauffällig und können bis hin zu völliger Arbeitsunfähigkeit oder Suizid führen.

„Stärken nutzen, Herausforderungen meistern“ ist das Motto des 2017 im Ulmer Verlag erschienenen Buches „Der Familienbetrieb“. Teil dessen: Ein Kapitel zum Thema Burnout, in dem Definitionen, Warnsignale und der persönliche „Brandschutz“ zur Sprache kommen.

Einer Untersuchung zufolge leiden 58 Prozent der Landwirt:innen in Österreich unter einem Burnout. Ein französisches Untersuchungsinstitut schreibt Landwirt:innen das höchste Risiko für ein Burnout in den untersuchten Berufsgruppen zu. Insbesondere in Frankreich gibt es außerdem eine extrem hohe Suizidrate der landwirtschaftlichen Bevölkerung: Zwischen 2012 und 2014 wurden drei Suizide pro Woche festgestellt. Laut britischen Forschungen weisen Landwirt:innen generell die zweithöchste Suizidrate der Berufsgruppen auf.

 

 

So erkennst du’s!

Wirtschaftlicher Druck, die Belastung durch Schulden und Kredite, Krankheiten von Mensch und Tier, die Existenzen bedrohen können, Anfeindungen des Berufsstands, Generationenkonflikte und die ungeklärte Hofübergabe. In Abhängigkeit vom Wetter entwickelt sich die Ertragslage nicht wie erhofft, es gibt Probleme mit Schädlingen, die Ernten sind schlechter als erwartet.

Landwirt:innen sind vielen potenziellen Stressoren ausgesetzt, deshalb ist es wichtig, die Warnsignale des Körpers zu erkennen.

IntensitätSignale
LeiseEinschlaf- oder Durchschlafschwierigkeiten
Stark verspannter Körper
Zunehmende Zerstreutheit, Vergesslichkeit und Flüchtigkeitsfehler
Verzettelung in Kleinigkeiten, Verlegen von Gegenständen, Arbeit vor sich herschieben
Gereizt, dünnhäutig fühlend
LautereAndauernd überhastet und überlastet sein, mit ständiger innerer Unruhe und Nevosität
Verbitterung, Abneigung gegen die eigene Arbeit
Zunehmende Schwierigkeit anderen zuzuhören
Unfähigkeit zu entspannen
Keine Entscheidungen oder Fehlentscheidungen treffen
Abflauendes Interesse an anderen, Fernbleiben von Anlässen und Feiern
LauteErhöhte Reizbarkeit, Zorn und Gefühlsausbrüche, Neigung zu Tränen
Anhaltende Müdigkeit bei ständiger Schlaflosigkeit
Erhöhte Anfälligkeit für körperliche Erkrankungen und Infektionen
Bluthochdruck, Herzrasen, Hörsturz, unspezifische Schmerzen
Auffälliges beleidigendes Verhalten, Beziehungsabbrüche
Erhöhter Alkoholmissbrauch
Diffuse Angst, Gefühl von Hilflosigkeit und Kontrollverlust

Wenn es nicht um dich geht

Worauf es ankommt, wenn du dich selbst nicht betroffen fühlst, aber Warnsignale bei einem Menschen in deinem Umfeld wahrnimmst:

  • Betroffenen Informationen zum Thema Ausbrennen zugänglich machen. Manchmal können Bücher oder Merkblätter dazu hilfreich sein.
  • Nicht auf Veränderung drängen.
  • Aufmunterungen und gut gemeinte Ratschläge vermeiden.
  • Stattdessen, wenn möglich, die Planung neuer Projekte aufschieben.
  • Benennen, was du an der betroffenen Person wahrnimmst, ohne Vorwürfe zu machen.
  • Der Person zuhören und deren Wahrnehmung ernst nehmen.
  • Kommt von ihr selber die Frage auf, was man tun kann, erwähnst du, dass es professionelle Hilfe gibt.
  • Und: Auf die eigene psychische und physische Gesundheit achten, sich bewusst Auszeiten nehmen.
imago/N.WigganGrafik What to do
Was zu tun ist

Das hilft bei Stress und Burnout

Es gibt einiges, das Landwirt:innen auch im stressigen Alltag selbst tun können, um Burnout entgegen zu wirken.

Wer bin ich? Was will ich? Wie erreiche ich meine Ziele ohne auszubrennen?

Hinter diesen drei Fragen steckt das Bewusstsein für die eigenen Grenzen, die Motivation für das eigene Tun und den sparsamen Umgang mit den persönlichen Ressourcen. Sich darüber im Klaren zu sein, ist präventiv wertvoll. Aber auch dann, wenn du die ersten Warnsignale bemerkst.

Außerdem hilft: Wenn du Frust empfindest, versuche ihn auszuhalten und gleichzeitig ins Handeln zu kommen. Sei dabei offen für Veränderungen. Auch wenn es bedeutet, Gewohnheiten loszulassen und etwas Neues auszuprobieren. Du kannst lernen, mit Problemen und Schwierigkeiten offensiver umzugehen, indem du Dinge ansprichst und versuchst sie zu lösen, statt ihnen aus dem Weg zu gehen. Dabei ist es auch okay, sich Unterstützung zu organisieren. Anders als häufig angenommen, ist das vielmehr ein Indiz der persönlichen Stärke als der Schwäche.

Wo du Hilfe findest und wie ein Betroffener sein Burnout erlebt hat, findest du hier.

Kommentieren

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Informationen zur Verarbeitung dieser Daten finden Sie in unseren Datenschutzhinweisen.

Du brennst für dieses Thema?

Deine Meinung zählt!

Wirlandwirten - gemeinsam! Wir sind stolz auf unsere Community und freuen uns über alle, die dabei sein wollen. Du möchtest ein Thema vorschlagen? Du möchtest der Community etwas von deinem Hof zeigen? Melde dich, wir sind gespannt!

Adobe Stock