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Erneuerbare Energien gut managen – Ein Praxisbeispiel

Xaver DemmelBayerischer Bauernverband
Erfahrung
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Auf dem Huabahof in Königsdorf im oberbayerischen Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen soll schon in drei bis fünf Jahren kein Diesel mehr zugekauft werden. Ein ausgefeiltes Management der Stromerzeugung und -verwendung ist eine der Voraussetzungen dafür.

Bald keinen Tropfen Diesel mehr

Zwei Elektroautos, ein E-Hoflader, ein E-Radlader und ein selbstfahrender E-Futtermischwagen – der allein 2000 Liter Diesel im Jahr einspart – werden überwiegend mit Strom von der eigenen Photovoltaik-Anlage mit einer Leistung von 350 kWp versorgt. Ein Fendt 312-Traktor wird den Elektro-Fuhrpark auf dem Hof in Kürze ergänzen, berichtet Franz Xaver Demmel, der mit seiner Familie den Betrieb in zehnter Generation bewirtschaftet.

„Mein Ziel ist es, dass wir bis in drei bis fünf Jahren keinen Tropfen Diesel mehr kaufen müssen“, sagt Demmel, der die Abwärme der Milchkühlung zum Aufheizen des Brauchwassers nutzt. Eine Hackschnitzelanlage ergänzt die Energieerzeugung auf dem Hof. Im neuen Stall, in dem sich 90 Milchkühe samt Nachzucht wohlfühlen, kam viel Holz als Baustoff zum Einsatz. Lichtfrequenzgeführte Oberlichter und Ventilatoren sorgen für Luftaustausch und Kühlungseffekt.

Roboter im Einsatz

Während ein Roboter geräuschlos das Futter an die Fresströge schiebt, verrichtet der Reinigungs-Roboter unbeaufsichtigt auf den Emissionen einsparenden und mit Gummibelag ausgestatteten Spaltenböden seine Arbeit. Mehrmals täglich suchen die Kühe eigenständig einen der beiden Melkroboter auf.

Die Bio-Milch liefert der Naturland-Betrieb an die Molkerei Berchtesgadener Land. 90 Hektar Fläche werden bewirtschaftet. Alle Arbeit wird von Franz Xaver und seiner Frau Gerlinde Demmel sowie ihren beiden Kindern verrichtet. Sohn Xaver besucht derzeit den Meisterkurs als Landwirt, Tochter Kathi studiert Architektur. „Uns ist es wichtig, neben der Landwirtschaft noch mindestens ein weiteres Standbein zu haben“, sagt Demmel, der technischen Umweltschutz studierte und auch ein Ingenieurbüro leitet. „Kanadier, Amerikaner, Franzosen, Japaner und Schweden waren schon da, nur die Bayern tun sich schwer“, sagt Demmel zu seiner Vision vom komplett energieautarken Hof.

Christa MaierAuch der Futtermischwagen des Huabahofes ist mit einem elektrischen Antrieb ausgestattet.
Auch der Futtermischwagen des Huabahofes ist mit einem elektrischen Antrieb ausgestattet.

Bis zu vier Tage autonom arbeiten

Er zeigt einen schwarzen Kasten, in dem sich das Energie-Management-System (EMS) befindet. Es soll die regenerative Energieversorgung managen. „So können wir den selbst produzierten Strom speichern, verwalten und zeitoptimiert für unsere elektrischen Maschinen und Geräte nutzen“, erklärt er. Das System bezieht Informationen aus verschiedenen Überwachungsinstrumenten. Auch lassen sich darüber Prioritäten festlegen, wobei Tierwohl und Milch wie Stallbelüftung, Melkroboter und Milchkühlung Vorrang haben.

Noch befinde sich das zusammen mit der Hochschule Weihenstephan und der Technischen Universität München entwickelte System in der Erforschungsphase. Dass es immer noch an der Technik fehlt, den erzeugten Strom im eigenen Betrieb effizient einzusetzen, macht Demmel rastlos. Sein Verbrauch liege derzeit bei 50000 bis 70000 Kilowattstunden im Jahr, doch auf dem Dach werden über 200000 Kilowattstunden erzeugt. Überschüssiger Strom wird nicht nur ins Stromnetz der Bayernwerk Region, sondern auch in den stationären 137-kWh-Speicher eingespeist, der die Maschinen nach Sonnenuntergang versorgt.

Auch werden ein Auto und der Silo-Truck als bidirektionale Stromspeicher genutzt, sprich sie können den Strom speichern und wieder abgeben, so dass der Betrieb bei schlechtem Wetter bis zu drei oder vier Tage autonom arbeiten kann. Nur in den sonnenarmen Monaten sei es mit der völligen Autarkie noch etwas schwierig. „Heute ist ein schlechter Tag“, sagt Demmel beim Blick zum wolkenverhangenen Himmel, der bei der Hofbesichtigung im November seine Schleusen geöffnet hat. Deshalb will er bald mit Wasserstoff als Stromspeicher experimentieren. „Damit können wir langfristige Reserven schaffen, während die Batterie als Kurzzeitspeicher dient “, sagt er.

Das Ziel

Demmels Ziel ist die Erhöhung der Speicherkapazität. Damit möchte er nicht nur Strom für den eigenen Betrieb, sondern auch für die Region netzdienlich zur Verfügung stellen und Teil der öffentlichen Stromversorgung werden. „Wenn die Zusammenarbeit mit den Energieversorgern optimal liefe, könnte sich der ländliche Raum selbst versorgen“, ist sich Demmel sicher. An der Kooperation hapere es jedoch, insofern müsste auf das Wirtschaftsministerium Druck ausgeübt werden.

Nach den Vorstellungen des Landwirts könnten Bauernhöfe in Zukunft die Elektromobilität auch mit Zapfsäulen unterstützen, die mit selbst produziertem Strom gespeist werden. Doch hierzu brauche es die Politik, die nicht nur Klimaschutz und Ressourcenschonung propagieren dürfe, sondern auch dafür Geld in die Hand nehmen müsse.

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