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So gelingt Verbesserung des Wasserspeichers

Multimedia Fachbeitrag
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Die zunehmenden extremen Trockenjahre haben auch im Südschwarzwald die Bedeutung eines verbesserten Wassermanagements aufgezeigt. Ein beispielhaftes Projekt im Naturpark Südschwarzwald widmete sich nun der Frage, welche konkreten Maßnahmen zur Verbesserung des Wasserhaushalts und der Speicherleistung in der Landschaft beitragen können.

Bei dem Projekt „Landschaft als Wasserspeicher“ handelt es sich um eine Machbarkeitsstudie, bei der es um ein verbessertes Management von Wasser geht. Ziel dieser Studie war es, Empfehlungen zur Umsetzung von konkreten Maßnahmen aufzuzeigen, die dazu geeignet sind, die aufgrund des Klimawandels verstärkt im Winterhalbjahr anfallenden Niederschlagsmengen zurückzuhalten und in der Landschaft und den Böden zu speichern. Dieses Wasser soll dann zu einem späteren Zeitpunkt – insbesondere im Frühsommer und Sommer – für Menschen, Tiere und Pflanzen verfügbar gemacht werden.

Die Ergebnisse des Projekts für interessierte Landwirtschaftsbetriebe können anhand von verschieden Beispielbetrieben aufgezeigt werden. In besonderem Maße wurde der Fokus des Projekts auf die Verbesserung des Wassermanagements in der Landwirtschaft und im Wald gerichtet.

Zahlreiche Ereignisse in der aktuellen Vergangenheit haben aufgezeigt, dass eine angepasste Wasserlenkung vor allem auch zur Vorbeugung von Schadereignissen hilfreich ist.   Besonders eindrücklich ist das Beispiel der Krunkelbachhütte, die im Trockensommer 2018 von der freiwilligen Feuerwehr mehrfach mit Wasser versorgt werden musste. Auf überregionaler Ebene wurde außerdem die Katastrophe im Ahrtal als warnendes und eindrückliches Beispiel für die Bedeutung des Wassermanagements in der Landschaft deutlich.

Die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie durch die Experten von unique land use (Freiburg) sowie Fischer-Teamplan (Köln) berechnen basierend auf Klimaprojektionen Niederschlagsmengen sowie die relevanten Faktoren wie Oberflächenabfluss, Verdunstung und Wasserspeicherkapazität im Boden. Gemeinsam mit Praxispartnern, insbesondere sieben landwirtschaftlichen Betrieben im Naturpark Südschwarzwald, wurden entsprechende Maßnahmen entwickelt und analysiert. Diese zielten unter anderem darauf ab, den Oberflächenabfluss zu verzögern beziehungsweise zu verhindern, was beispielsweise durch Heckenpflanzung, Agroforstmaßnahmen und verbesserte Wasserableitungen beim Wegebau gelingen kann. Wesentlich sind auch die Verhinderung von unproduktiver Verdunstung sowie die Erhöhung des Wasserspeichers der Böden durch Humusaufbau, um einen zeitverzögerten Basisabfluss zu erreichen. Darüber hinaus ging es grundsätzlich darum, den gesamten Wasserbedarf in Land- und Forstwirtschaft zu reduzieren, was durch entsprechende Kultur- und Sortenwahl oder Tröpfchenbewässerung erreicht werden kann.

unique land use
Mögliche Retentionsmulde

Diese praktischen Maßnahmen werden empfohlen

Für eine Verbesserung des Wasserhauhalts beinhalten beispielsweise im Grünland:

  • Arten- und Sortenwahl: Mischung aus trockenresistenten, winterharten Kulturen mit gutem Futterwert, Verdaulichkeit und Eignung für Beweidung und Mahd. Dies erlaubt eine tiefere Durchwurzelung und vergrößert somit den pflanzenverfügbareren Bodenwasserspeicher.
  • Wiesenmanagement und Agronomie: Veränderung der Schnitthöhe (8-10 cm) und -Zeitpunkt, Anpassung der Düngung (u. A. gute Versorgung mit Kalium im Frühsommer), achten auf Bewuchs und Schließen von Lücken. Dies führt zu einer erhöhten Infiltrationsrate sowie einer stärkeren Beschattung und somit einer Verringerung der Verdunstung.
  • Weidemanagement (Rotation, Anpassung der Besatzdichte): Rotationsbeweidung erlaubt eine stärkere und intensivere Wurzelbildung und führt somit zu einer erhöhten Infiltration sowie stärkerem Bewuchs und einer Reduktion der Direktabflüsse.

Im Bereich von Agroforstsystemen beinhalten beispielsweise:

  • Heckeneinsatz in landwirtschaftlichen Flächen: Einbringung von hangparallelen Heckenstreifen auf den Weideflächen was zu einer Verringerung von Oberflächenabfluss einhergehend mit erhöhter Infiltration führt. Zusätzlich bieten diese Gehölzstreifen Schutz vor Wind- und Wassererosion.
  • Agroforstsysteme auf ganzer Fläche: Hierunter kann eine Kombination von Baumreihen, Feldgehölzen und/oder Sträuchern mit Weide oder Ackerland verstanden werden. Dies führt zur Verringerung von Oberflächenabfluss einhergehend mit erhöhter Infiltration sowie dem Schutz vor Wind- und Wassererosion.

Insgesamt wurden im Rahmen des Projektes 23 Umsetzungsmaßnahmen entwickelt, die auf viele landwirtschaftliche Situationen angepasst werden können. In verschiedenen Kombinationen und unter Berücksichtigung der jeweiligen jährlichen Niederschlagsmenge kann von April bis Oktober bis zu 17% mehr Wasser im Boden verfügbar werden. Außerdem kann die Anzahl an jährlichen Trockentagen bis zu 30% reduziert werden. Hierbei spielt die Erhöhung natürlicher Wasserspeicher im Vergleich zu künstlichen Systemen (zum Beispiel Zisternen) eine essenzielle Rolle.

Das Projekt wurde finanziert vom Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg, Schwarzwaldmilch, NaturEnergie und aquavilla.

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