Mit 6000 Besuchern bewährte sich das Messe-Duo expoDirekt und ExpoSE in Karlsruhe als Branchentreffpunkt. Der Trend zur Digitalisierung in der Direktvermarktung war dabei nicht zu übersehen: Automatisierung und Digitalisierung
Verkaufsautomaten bleiben ein Renner
Die politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen der letzten Jahre haben Direktvermarktern durchaus Grund zur Irritation gegeben – doch war davon auf dem Messegelände kaum etwas zu spüren. Wo Personal knapp und der Mindestlohn gestiegen ist, bieten Automatisierung und Digitalisierung im Verkauf wichtige Hilfestellungen.
„Tante Emma 2.0“
Klassische Verkaufsautomaten erfreuen sich ungebrochener Begeisterung. Das Modell „Tante Emma 2.0“ zeigt seine Produktauswahl auf einem Bildschirm, wo je nach Bestückung über 40 Waren aus verschiedenen Perspektiven betrachtet und bestellt werden können. Das Innenleben besteht aus Schienen und Roboterarmen. Das Produkt wird in den Automaten und zugleich ins zugehörige Warenwirtschaftssystem eingepflegt – dann rollt die Ware los und ein Roboterarm versorgt es an einem freien Platz im
Lager. Von dort wird es nach Bedarf an den Warenausgang befördert. Tante Emma 2.0 wird inklusive Software und einer wetterfesten Box mit Vordach als Gesamtpaket vermarktet (www.nonstop-shop.de).
Selbstbedienung im Hofladen
Eine Mischung aus Hightech und Nostalgie bietet das von der österreichischen Firma Ackerpay entwickelte Konzept: Der Kunde betritt einen Metallcontainer, der mit rustikaler Holztheke, Touchscreen und einem nach Gusto des Betreibers zusammengestellten Sortiment ausgestattet ist. In Selbstbedienung wird der Einkaufskorb gefüllt, die Waren werden vom Kunden selbst eingescannt und die Bezahlung erfolgt mit Bargeld, Karte oder via paypal.
Die Firmeninhaber betreiben selbst mehrere solcher Läden und verbreiten die Idee im Franchise-System. Und für Menschen, die der Natur näher, aber lieber doch nicht zu nah sein möchten, bietet das Start-up eine App zum Online-Selbstgärtnern an (www.ackerpay.com). Ackerpay war auch bei unserer Online-Veranstaltung am 5. Dezember dabei. Hier könnte ihr euch das Video noch einmal anschauen.
Arbeitszeit sparen in der Direktvermarktung
Den Trend zu Verkaufsautomaten hält Simon Schumacher, Geschäftsführer des Verbandes süddeutscher Spargel und Erdbeeranbauer und Veranstalter der Messe, für ein wichtiges Instrument zur Einsparung von Arbeitszeit, aber stets nur als Ergänzung zum klassischen, personalbesetzten Hofladen. Dies bestätigen die auf der Messe vertretenen Anbieter von Ladeneinrichtungen. „Viele Landwirte sind sicher gerade vorsichtiger mit Investitionen – doch sind wir mit der Messe sehr zufrieden. Gerade weil die Umsätze nach dem Corona-Boom wieder rückläufig sind, sind Hofladenbetreiber, die nach vorne schauen, auf der Suche nach neuen Ideen. Eine ansprechende Ladeneinrichtung ist ja ein wichtiger Baustein für ein erfolgreiches Marketing“, beobachtet Rainer Palinkasch von p2raumdesign.
Drei Innovationspreise vergeben
Coole Produktideen
Ein Schneemann aus Schokolade in einem Weckglas wird mit Milch übergossen zu einer heißen Schokolade – das von Familie Löbke aus Ibbenbüren entwickelte Produkt war sicher eine der kreativsten Ideen, die auf der Messe zu sehen waren.
Doch auch Gummibärchen aus Fruchtsaft, Chips aus Kartoffeln aus eigenem Anbau, Gewürzmischungen oder Eingelegtes gab es zu entdecken. Aus den USA stammt der Trend, Lebensmittel durch Gefriertrocknung haltbar zu machen. Ganze Beeren, Apfelschnitze oder Feigenscheiben machen optisch deutlich mehr her als klassisches Trockenobst. Die Firma FreezeDry GmbH stellte entsprechende Technik vor (www.freezedryfood.de).
Automatisierung nicht automatisch besser
Eine Beobachtung zum Zusammenspiel von Mensch und Technik ließ sich am Messe-Eingang machen: Hier standen Mitarbeiter neben Scannern, in die Besucher ihre Eintrittskarten selbständig zur Verifizierung einlegten. Manche Mitarbeiter nutzten die Zeit für ein Lächeln und Smalltalk mit Besuchern, andere schauten gelangweilt in die Ferne. Durch Automatisierung frei gewordene Kapazitäten können also sinnvoll genutzt werden, doch das geschieht nicht automatisch.