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Abgehoben: Wie Drohnen den Weinberg revolutionieren

Sprühdrohne im WeinbergHubert Gemmert
Erfahrung
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Rebschutz in Steillagen ist Schwerstarbeit: Im Ganzkörperschutzanzug, mit Atemmaske im Gesicht und der Spritze auf dem Rücken zu Fuß die Hänge hoch und runter. So sah das bisher aus. Seit 2020 sind die ersten Sprühdrohnen zugelassen, die schon von einigen Winzer:innen genutzt werden.

„Die Drohne ist GPS-gesteuert, sodass sich keine Fehlstellen im Pflanzenschutz ergeben“, erläutert Drohnenpilot Jonas Reuen. Geflogen wird immer quer zu den Reihen, damit in Hanglagen möglichst wenig Steigungen überwunden werden müssen, um die Akkus zu schonen. Denn die Flugdauer ist mit rund zehn Minuten pro Akkusatz nicht besonders lang. „Das reicht gerade, um 30 Liter Spritzmittel zu versprühen“, ergänzt Johannes Benz, der ebenfalls den Drohnenführerschein hat. Dann fliegt die Drohne zu ihrem Startplatz zurück. Nach Akkutausch und Betankung mit neuem Spritzmittel erfolgt der nächste Einsatz exakt am Schlusspunkt des vorherigen. Vier Hektar lassen sich so an einem Arbeitstag bearbeiten.

Manuel BeckerSie waren an der Entwicklung der Sprühdrohne DJI Agras T16 beteiligt (von links): Martin Joos und Dr. Manuel Becker (LVWO Weinsberg), Mischa Kohnen (Droneparts) und Johannes Bertsch (Dronexperts).
Die ersten Sprüh-Drohnen in Deutschland haben 2020 durch das Julius Kühn-Institut und das Luftfahrtbundesamt ihre offizielle Zulassung erhalten: Agras MG-1P und Agras T16 des Herstellers DJI. An der Entwicklung der DJI Agras T16 waren beteiligt (von links): Martin Joos und Dr. Manuel Becker (LVWO Weinsberg), Mischa Kohnen (Droneparts) und Johannes Bertsch (Dronexperts).

Was machen Drohnen im Weinberg?

Sprühdrohnen sollen Bewirtschaftung von Weinbergen in Steillagen vereinfachen – sowohl körperlich als auch bezogen auf die Arbeitszeit. Dadurch könnten sie dazu beitragen, dass Weinbausteillagen in Deutschland erhalten bleiben. Sprühdrohnen können zwischen 80 und 90 Prozent der Handspritzungen zum Beispiel mit Rücken- oder Schlauchspritze ersetzen. Was bleibt, sind Behandlungen der Traubenzone nach der Blüte, wenn es der Infektionsdruck erfordert. Außerdem landen weniger Pflanzenschutzmittel auf Nicht-Zielflächen.

Egal ob ökologisch oder konventionell

Die beiden biologisch zertifizierten und biodynamischen VDP-Weingüter Heitlinger und Burg Ravensburg nutzen Sprühdrohnen für den biologischen Pflanzenschutz. Also zum Beispiel für Mittel wie Backpulver, Pflanzenöle, Kamillen-, Brennnessel- oder Ackerschachtelhalmtee. „In diesem Jahr waren wir nur dreimal mit dem Traktor im Weinberg. Alles andere konnte mit der Drohne erledigt werden“, so Winzer Claus Burmeister. Aber: Ist das Laub sehr dicht, können die Trauben manchmal nicht ganz so gut mit dem Mittel benetzt werden.

Auch die Durbacher Winzergenossenschaft hat 2022 erstmals Drohnen eingesetzt. Ihre Erfahrung: Man braucht nicht nur rund 15 Prozent weniger Spritzmittel, sondern auch deutlich weniger Wassr. Statt 1600 Liter pro Hektar waren es nur 100.

Hubert GemmertUdo Opel, der Geschäftsführer der Winzergenossenschaft Roter Bur im Glottertal
„Die Achillesferse sind ganz klar die Akkuleistung und das Fassungsvermögen des Tanks“, berichtet Udo Opel, der Geschäftsführer der Winzergenossenschaft Roter Bur im Glottertal. Eine Ladung reicht für zwei Tankfüllungen, danach muss der Akku gewechselt werden.

Sprühdrohnen mieten

Bei Anschaffungskosten von rund 26.000 Euro ist bislang ein flächendeckender Einsatz von Drohnen für kleinere Weinbaubetriebe wirtschaftlich nicht sinnvoll. Man kann sich aber auch die Dienstleistung einkaufen.

Die ZG Raiffeisen hat bereits in der vergangenen Saison in Durbach, Ihringen am Kaiserstuhl sowie im Glottertal auf 20 Hektar Sprühdrohnenverfahren getestest. Sie konnte dabei auf Erfahrungen und Ergebnisse aus Weinsberg zurückgreifen. Manuel Becker von der Staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau (LVWO) war nach mehrjährigen Studien bereits zu dem Ergebnis gekommen: Das Besprühen aus der Luft ist wirksam – auch wenn die Trefferquote insgesamt niedriger ist. Er hat unter anderem ermittelt, dass die durchschnittlich sechsmalige Drohnenapplikation ergänzt werden sollte durch eine etwa zweimalige Ausbringung von Fungiziden auf herkömmliche Weise.

Für die bald beginnende Saison will die badische Genossenschaft drei weitere Drohnen anschaffen und zeitnah einen Werkstattservice einrichten. Für 2023 liegen nach ihren Angaben bereits Buchungen für 80 Hektar vor.

Seid ihr auch schon abgehoben?

Was haltet ihr von der Technik? Habt ihr vielleicht sogar schon selbst Erfahrung – egal ob im Weinbau oder Ackerbau? Schreibt uns!

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