Am 10. Februar 2022 wurde er offiziell eröffnet – der Pilzhof Rein in Breisach. Als regionale Edelpilzerzeuger ernten und vermarkten die Reins hier drei verschiedene Pilzsorten. Doch das war nicht immer so: Vor zwei Jahren grunzten hier noch Schweine. Wir haben die Familie besucht und uns ihre Edelpilzproduktion im ehemaligen Schweinestall angeschaut!
Vom Schwein zum Pilz
Hübsch und gepflegt steht er da, der Aussiedlerhof in Gündlingen, einem Stadtviertel von Breisach. Rund 70 Hektar Ackerfläche gehören zum Betrieb, die vollständig beregnet werden können – hauptsächlich wird hier Saatmais vermehrt. Bis vor zwei Jahren waren die Reins noch Schweinebauern, ursprünglich sei die Aussiedlung auch dafür gebaut worden, erzählt Andreas Rein. Die erschwerten Bedingungen in der Schweinehaltung hätten ihnen aber zunehmend zu schaffen gemacht, zu viel Aufwand im Verhältnis zum Verdienst. Man habe schon länger an der Zukunftsfähigkeit der eigenen Arbeit zweifeln müssen, meint er.
Als die Familie dann vor der Frage stand, ob die Stallungen nochmal erneuert werden sollten oder nicht, war die Entscheidung bald gefällt: Mit der Schweinezucht war Schluss, eine neue Idee musste her. Gemeinsam mit Sohn Yannick, der in den elterlichen Betrieb einsteigen wird, suchte man also nach einer neuen Einnahmequelle. Eine Nische sollte es sein, man habe da in verschiedene Richtungen überlegt, erzählt Diana Rein. Schließlich kam der Tochter der Familie die zündende Idee: die Produktion regionaler Edelpilze. Nach einem professionellen Coaching durch einen Pilzbauberater und dem Besuch eines österreichischen Pilzbetriebs war klar: „Das können wir auch!“
Anspruchsvoller Anbau
Betritt man heute das Hauptgebäude des Betriebs, gelangt man statt in einen Schweinestall in saubere, technisch hoch ausgestattete Produktionsräume. Pilze sind anspruchsvoll, die klimatischen Parameter sind hier genauestens reguliert. Ein Touchscreen im Gang zeigt die Temperaturen, Luftfeuchten und CO2-Konzentrationen der einzelnen Räume, die über mehrere Sensoren erfasst werden. Nach dem Abgleich der Informationen mit den Sollwerten regeln sich Luftklappen, Feuchtigkeitszufuhr und Temperatur vollautomatisch. Die Technik für Steuerung und Befeuchtung komme von einem niederländischen Hersteller, Kühlung und Heizung habe er von regionalen Anbietern installieren lassen, erzählt Andreas Rein. Auch ein Luftfiltersystem ist vorhanden, damit keine unerwünschten Pilzsporen in die Räume gelangen.
Shiitake und Seitlinge
In den Regalen der Produktionskammern sprießen die drei gängigsten Edelpilz-Sorten Deutschlands: Austern- und Kräuterseitlinge sowie der asiatische Shiitake-Pilz. Alle drei wachsen aus Substratblöcken, die aus Stroh, Sägespäne und anderen organischen Ingredienzien bestehen – jeder Hersteller habe da sein eigenes Geheimrezept. Da sämtliche Inhaltsstoffe der Substratblöcke bio-zertifiziert sind und bei der Pilzaufzucht keinerlei Pestizide eingesetzt werden, sind auch die Pilze der Reins Bio.
Natürlich beeinflusste auch die Entwicklung des Ernährungstrends die unternehmerische Entscheidung der Reins:
„Wir sind ein wirtschaftliches Unternehmen. Wir müssen Produkte anbauen, die auf dem Markt nachgefragt sind, man muss sich der Entwicklung stellen. Aktuell sind die Pilze im Trend und den nehmen wir jetzt einfach mit.“
Diana Rein PositionTatsächlich erfreut sich das gesunde Superfood immer größerer Beliebtheit: In den letzten sechs Jahren hat sich die Edelpilz-Produktion in Deutschland mehr als verdoppelt, wobei besonders der vermehrte Anbau von Kräuterseitlingen zu Buche schlägt. Und das ist kaum verwunderlich: Pilze sind kalorienarm, reich an Proteinen, Mineralstoffen und Vitaminen und sollen sogar eine heilende Wirkung haben. Im asiatischen Raum wird der leicht pfeffrig schmeckende Shiitakepilz, auch Eichenpilz genannt, gegen diverse Krankheiten eingesetzt. Seine Heilkräfte sind nicht wissenschaftlich nachgewiesen, seine cholesterin- und blutdrucksenkende Wirkung dagegen schon.
Aber lassen wir die Pilz-Profis zu Wort kommen! 🙂
Und die abgeernteten Substratblöcke? Da diese komplett organisch sind, werden sie mit dem Miststeuer auf den Äckern verteilt und tragen so als Dünger noch zur Bodenfruchtbarkeit bei.
Pilz-Pesto & Co.
Weggeschmissen wird hier nichts: Alle Pilze, die nicht frisch verkauft werden, verarbeitet Diana Rein weiter. In einem kleinen Ofen trocknet sie die Pilze, die dann am Stück als Trockenware oder pulverisiert als Pilz-Gewürz gekauft werden können. Mit dem Pilzpulver könne man viele Gerichte ganz einfach aufpeppen, erzählt sie. Außerdem eigne es sich hervorragend für Saucen und Marinaden. Doch das war noch nicht alles: Auch Brotaufstriche von mild bis herzhaft, Pesto und vegane Pilz-Bolognese haben die Reins im Sortiment. Wer noch nicht so recht weiß, wie die Pilze am besten zubereitet werden, kann sich außerdem bei den ausgedruckten Rezeptideen bedienen, die für die Kunden bereitliegen.
Verkaufsstandorte
Für den Vertrieb ihrer Produkte haben sich die Reins breit aufgestellt. Direkt am Hof gibt es ein kleines Verkaufshäuschen, in dem sich die Kundschaft rund um die Uhr selbst bedienen kann. Die Bezahlung erfolgt auf Vertrauensbasis, was gut funktioniere, erzählt Diana Rein. Außerdem ist die Familie gleich an vier Tagen in der Woche auf den Märkten rund um Freiburg unterwegs. Sie beliefern zudem ein paar Geschäfte in der Umgebung – schaut euch gerne auf der Website des Pilzhofs an, wo ihr die Produkte kaufen könnt! Mit dem Geschäft sind die Reins sehr zufrieden: „Bis jetzt wird das wunderbar angenommen. Die Leute sind sehr dankbar, dass es regionale Edelpilze gibt.“