Was in diesem Mobilstall von Robin Vogelbacher in Höchenschwand anders ist, erkennt man schon von der Straße aus: Auf der Weide picken nicht nur die Hühner im Gras. Auch vier Alpakas schlendern umher. Ihre Misson: Die Hühner beschützen. Ihre Superkraft: Sie zeigen keine Angst.
Die Weidegemeinschaft funktioniert sehr gut, berichtet Robin. Die Hühner zeigen sich dankbar, indem sie den Alpakas Insekten vom Leib picken, wenn diese im Gras liegen. Nur ab und zu wird ein Huhn mal weggeschickt, wenn es den Alpakas zuviel wird. „Aber verletzt wurde noch keines.“ Und der Fuchs war auch noch nicht da.
„Die Alpakas sind nur Bluffer, aber das reicht schon, um den Fuchs zu vertreiben.“
Robin Vogelbacher LandwirtDas Aus kurz nach dem Start
Robin hat den Käppelehof 2018 von seinem Onkel übernommen. Damals war es noch ein reiner Milchviehbetrieb. Doch schon im August 2019 stand Robin vor den Scherben seiner Existenz: Als der Blitz ins Dach des Stallgebäudes einschlägt, fangen Heu und Stroh im Heuboden Feuer. In kürzester Zeit brennen der Stall und das Nebengebäude ab. Nur mit Mühe und Not kann die alarmierte Feuerwehr das Wohnhaus retten. Für die 30 Milchkühe im Stall jedoch kommt jede Hilfe zu spät. Nur eine einzige schafft es hinaus.
„Bis zu diesem Tag war ich überzeugt davon: Bei Gewitter passiert uns nichts.“
Robin Vogelbacher LandwirtWas nun? Aufgeben kam nicht in Frage – aber einen neuen Milchviehstall in der Größenordnung zu bauen, auch nicht. Schon in seiner Bachelorarbeit an der HfWU Nürtingen hatte Robin ausgerechnet, dass sich die Milchviehhaltung nur in größerem Stil lohnt. Und da ihm die Direktvermarktung schon immer sympathisch war, beschloss er, auf Mutterkühe und Freilandhühner im Hühnermobil umzustellen.
Mit Direktvermarktung voll durchstarten
Mit einem Hühnermobil ging es los, schon nach einem Dreivierteljahr folgte das zweite. Die Nachfrage an Eiern war einfach so groß. Nun hält Robin die Hennen in zwei Gruppen mit je 350 Hühnern. Vermarktet werden die Eier über zwei Automaten, die ein schönes Plätzchen in einer eigens gebauten Hütte direkt an der Bundesstraße bekommen haben. Zwischen 100 und 1000 Eiern gehen hier täglich weg. Wenn es gerade weniger sind, werden die Eier weiterverarbeitet zu Nudeln, die dann ebenfalls im Automat verkauft werden. Außerdem gibt es hier regionale Produkte von Partnerbetrieben: Wurst, Käse, Honig, Salatsaucen, Getränke…
„Nach dem Brand war unser Betrieb tot. Die Hühnermobile waren die einfachste Möglichkeit, wieder Geld zu verdienen.“
Robin Vogelbacher LandwirtUmgängliche Herde
Die Mutterkühe sind das zweite Standbein des Käppelehofs. Robin genießt die Zeit bei seinen Kühen auf der Weide. Er ist Stolz darauf, die Tiere ohne Stock und Geschrei umtreiben zu können. Seine Herde besteht aus einer bunten Mischung von Holstein, Fleckvieh und Angus. Die Holsteins überlebten den Brand, da das Jungvieh nicht im Hauptstall untergebracht war. Langfristig will Robin aber auf Angus umstellen – wegen der guten Qualität des Fleisches und der hohen Nachfrage.
Auch in der Öffentlichkeitsarbeit sind Robin und seine Familie aktiv geworden. Als Direktvermarktungs-Betrieb brauchte der Hof nun einen Namen – er wurde Käppelehof genannt, wegen der kleinen Kapelle, die am Zuweg zur Hofstelle steht. Eine Website, eine Facebook-Seite und ein Instagram-Profil wurden ins Leben gerufen. Außerdem stellt auf der Website regelmäßig „Mr. Eggcellent“, ein Profi-Koch, Rezept-Ideen ein, die man mit den Käppelehof-Produkten nachkochen kann. Denn: „Wer aus unserer Generation weiß schon noch, wie man ein Suppenhuhn zubereitet“, sagt Robin. Schaut mal rein!