Dass Schafe im Weinberg als „Rasenmäher“ eingesetzt werden können, darüber haben wir schon berichtet. Jetzt zeigt eine vierjährige Studie der Hochschule Rottenburg und dem Weinbauinstitut Freiburg: Die Tiere können auch beim Entblättern der Traubenzone helfen und locker mit Maschinen mithalten.
Die Sonne strahl auf die Rebstöcke in Südbaden: Aber bis der guter Wein verkostet werden kann, gibt es viel zu tun. Regelmäßiges entblättern, düngen und mähen ist sehr zeitintensiv und verlangt einen großen Maschineneinsatz. Doch diese Arbeit ist wie geschaffen für Schafe. Denn eine Herde erledigt das alles einfach nebenher und viel schonender.
Unsere Gesprächspartner waren Jakob Hörl, der als Projektleiter das Projekt Win-Win im Weinberg leitet und Frank Fischer vom Weinbauinstitut Freiburg. Er hat das Projekt über den gesamten Zeitraum weinbaulich begleitet.
Bodenverdichtung in der Rebanlage reduzieren
Vier Jahre haben die Mitarbeiter des Projektteams die Auswirkungen und den Nutzen der Schafe im Weinbau untersucht. Jetzt gibt es ein fundiertes Ergebnis: Schafe als Helfer im Rebberg ist keine Spielerei, sondern eine mögliche Arbeitserleichterung für den Winzer. Der Einsatz der Tiere funktioniert sogar besser als alle Beteiligten erwartet haben. Weniger Maschinen kamen zum Einsatz und das bedeutet, dass die Böden weniger verdichten, erklärt Jakob Hörl von der Hochschule für Forstwirtschaft Rottenburg. Der lockere Boden kann dadurch mehr Wasser speichern, was angesichts der immer stärker werdenden Trockenheit ein immenser Vorteil sei. Außerdem werde nachweislich das Bodenleben aktiviert, was wiederum dem Boden und damit den Reben und der gesamten Umwelt zugutekommt.
Biodiversität im Weinberg fördern
Die Studie hat ferner gezeigt, dass die Ausscheidungen der Schafe idealer Kompost ist und sogar vom Aussterben bedrohte Dungkäfer wieder in die Weinberge lockt. Diese höhere Biodiversität ist für die Winzerinnen und Winzer wertvoll. Projektmanager Jakob Hörl sieht in der extensiven Schafbeweidung eine ökologisch und ökonomisch sinnvolle Bewirtschaftung.
Fressen Schafe alles weg?
Frank Fischer vom Staatlichen Weinbauinstitut Freiburg, gibt Entwarnung. Zu Anfang wurden viele Bedenken an ihn herangetragen. Ängste, dass die Schafe alles wegfressen und die Rinde der Stämme abschälen würden, haben sich jedoch nicht bestätigt. Mit der richtigen Rasse oder geeigneten Schutzmaßnahmen ist sogar eine Ganzjahresbeweidung absolut möglich und auch sinnvoll. Der Nutzen der Schafe ist bei dieser Beweidungsform am größten, da die Tiere in den verschiedenen Wachstumsphasen der Reben die unterschiedlichsten Tätigkeiten übernehmen können. Er war selbst sehr erstaunt, wie gut das funktioniere, berichtet der Weinbauexperte.
Lösung für Steillagen
Die positiven Ergebnisse machen die Winzerbetriebe der Region neugierig. Eine Infoveranstaltung auf dem Blankenhornsberg bei Ihringen war gut besucht. Die Anwesenden hatten großes Interesse, wie die Schafe ganzjährig eingesetzt werden könnten und vor allem welche Rasse sich eignen würde beziehungsweise welche Schutzmaßnahmen es für eine Ganzjahresbeweidung gibt. Antworten und Erfahrungswerte liegen jetzt als Ergebnis des Projektes vor. Nun liegt es an den Winzern, die Schafe sinnvoll in ihre Betriebe einzubinden. „Vor allem in meinem schwierigen Gelände mit den steilen Böschungen, in dem ich seit Jahren mit meiner Sense das Gras mähe, könnten die Schafe gute Dienste leisten“, sagt Nebenerwerbswinzerin Barbara Kiefer aus Eichstetten. Die Bewirtschaftung ihrer steilen Rebhänge ist viel Arbeit und zeitintensiv. Sie könnte sich deshalb den Einsatz der Helfer auf vier Hufen gut vorstellen.
Wein als „Schafswein“ vermarkten
Manche Winzer haben großen Respekt vor der Tierhaltung, und auch wenig bis keine Erfahrung. Aber vielleicht gibt es Schafzüchter, die froh sind, zusätzliche Weidefläche zu bekommen. Ein gutes Beispiel findet man hier in Ebringen. In einer Kooperation des Schlossguts und einem Schäfer aus Sölden werden in der Zeit nach der Lese bis zum Beginn des Holzschnitts die Schafe in fast allen Rebflächen eingesetzt. Der Durbacher Winzer Thomas Männle ist überzeugt, dass Schafe im Weinberg bei der Vermarktung der Weine helfen können. „Das ist ein schöner Nebeneffekt, wenn man hier auf natürliche und historische Art und Weise wieder Pflanzenschutz und Weinbau betreibt,“ meinte Thomas Männle. Die Schafe sind bei der Bevölkerung beliebt und eine Umfrage des Projektes hat sogar gezeigt, dass die Kunden für Schafsweine bis zu zwei Euro pro Flasche mehr bezahlen würden.
Demnächst ist das Projekt beendet. Da die Forschungsschafherde ihre Aufgabe so gut erledigt hat, darf sie ihren Job behalten. Für den Projektleiter und Wissenschaftler Jakob Hörl dagegen heißt es: Abschied nehmen. Sein Fazit: „Für mich war die Zeit mit den Weinbergschafen ein anstrengendes aber auch erfüllendes Projekt.“
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