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Gib deinen Hof nicht auf – sondern weiter!

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Podcast Fachbeitrag
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Wer ackert in Zukunft?

Unsere Gesellschaft ist in ständigem Wandel. Jungen Leuten stehen heute unzählige Türen offen: Aus- und Weiterbildungen, Studium, Auslandsaufenthalte, Karrieremöglichkeiten in den unterschiedlichsten Branchen und Regionen. Auch für Kinder aus landwirtschaftlichen Familien bedeutet das viel Freiheit. Längst ist es kein „Muss“ mehr, den elterlichen Betrieb zu übernehmen. Viele entscheiden sich freiwillig dafür, lieben und leben die Landwirtschaft und können es kaum erwarten, in die Fußstapfen ihrer Eltern zu treten. Genauso gibt es Familien, in denen alle Kinder andere Berufe lernen und ihre Zukunft nicht auf dem elterlichen Betrieb sehen. Und natürlich gibt es Landwirt:innen, die aus den unterschiedlichsten Gründen kinderlos sind. Was passiert mit diesen Betrieben, für die es scheinbar keine Nachfolger gibt?

„Wenn Menschen erzählen, wie es mit ihren Hofübergaben aussieht, dann sind das immer mehr, die den Betrieb nicht klassisch übergeben können. Bei denen ist die Situation noch gar nicht klar. Wenn man genau hinhört, sind das eigentlich versteckte Hofaufgaben. Das hat uns nachdenklich gemacht. Die Frage ist: Müssen die Höfe aufgegeben werden oder wären das nicht Existenzen für junge Leute, die da außerhalb der Familie weitermachen?“

Bernhard Nägele Leiter des Bildungshauses Kloster St. Ulrich
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Viele junge Leute entscheiden sich für ein Berufsleben in der Landwirtschaft.

Die gute Nachricht

Die gute Nachricht ist: Immer mehr junge Leute, die nicht aus der Landwirtschaft kommen, entscheiden sich für eine landwirtschaftliche Berufsausbildung bzw. ein landwirtschaftliches Studium. Rund die Hälfte der Auszubildenden in den Berufsschulklassen hat keinen eigenen Betrieb zuhause. Potenzielle Hofnachfolger:innen? Auf jeden Fall!

„Wir wissen, dass wir junge Leute brauchen, damit es in der Landwirtschaft weitergeht. Und wir haben die jungen Leute, die auch richtig Lust haben, und die sitzen in unseren Klassen.“

Michaela Schöttner Bildungsreferentin beim BLHV

Darüber müssen wir reden

Es gibt sie also, die Zukunftsperspektive für solche Betriebe. Aber natürlich ist so eine Hofübergabe ein sehr komplexer Prozess und muss gut durchdacht, geplant und vorbereitet werden. Übergebende und Übernehmende müssen erstmal zueinander finden, sich kennenlernen, Erwartungen und Wünsche miteinander teilen und herausfinden, ob man zueinander passt. Dabei sollte man vor allem eines mitbringen: Zeit! Wer sich rechtzeitig auf die Suche nach geeigneten Nachfolger:innen macht, ist klar im Vorteil. Eine Hofübergabe bedeutet für beide Parteien den Übergang in einen neuen Lebensabschnitt. Dabei geht es nicht nur um finanzielle, steuerliche und rechtliche Fragen, sondern in erster Linie um die Menschen.

„Manche gehen sehr betriebsorientiert an die Sache heran. Wir schaffen hier Fakten, hier ist der Vertrag, du unterschreibst ihn, ich unterschreibe ihn und dann hat sich das! So läuft das natürlich nicht. Die zwischenmenschliche Beziehung sollte im Fokus sein. Jeder hat eine unterschiedliche Rolle und es hilft, diesen Perspektivwechsel vorzunehmen und sich ein paar Fragen zu stellen. Wie fühlt sich der Übergeber? Worauf ist er besonders stolz? Was würde ihn schmerzen, wenn der Übernehmer das von heute auf morgen abschaffen würde? Und was hat umgekehrt der Übernehmer für Ziele, was möchte er mit dem Betrieb machen?“

Silke Grünewald Bezirksgeschäftsführerin BLHV Freiburg

Sind diese ersten Fragen geklärt und eine Übergabe denkbar, muss nicht gleich der Vertrag im Raum stehen. In einem Angestelltenverhältnis kann zunächst zusammen gearbeitet und Vertrauen aufgebaut werden. Wie arbeiten die Jungen, wie kommt man miteinander aus? Das hilft später dabei, den Betrieb mit einem guten Gefühl in deren Hände zu geben. Die Jungen können sich während der Zusammenarbeit in die neue Rolle als Betriebsleiter:in einfühlen, ein realistisches Bild vom Betrieb bekommen und von der Erfahrung der älteren Generation profitieren. Auch Übergangslösungen wie Teilverpachtungen oder die Gründung einer GbR sind Möglichkeiten einer schrittweisen Hofübergabe.

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Gemeinsam anpacken schafft Vertrauen und kann ein gutes Gefühl für die Zukunft geben.

Im BLHV Webtalk unterhält sich Michaela Schöttner, Bildungsreferentin des BLHV, mit Bernhard Nägele, Leiter des Bildungshauses Kloster St. Ulrich, und BLHV-Hofübergabe-Berater Stefan Schrempp über dieses Thema. Sie sprechen über Chancen und Schwierigkeiten, Altersabsicherung und Zusammenleben auf dem Hof – und darüber, warum nicht nur Vorzeigebetriebe es wert sind, übernommen zu werden. Das Gespräch dauert fast eine Stunde und lohnt sich – schaut’s euch an!

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Gut beraten beim BLHV

Schon seit Jahrzehnten stehen die Berater:innen des Badischen Landwirtschaftlichen Hauptverbands Familien in der spannenden Zeit der Hofübergabe zur Seite. Sie begleiten den Prozess vom ersten Gespräch bis zum Notartermin und unterstützen in rechtlicher und persönlicher Hinsicht. Natürlich hat das Konzept der Außerfamiliären Hofübergabe auch hier Einzug gehalten – die Berater:innen des BLHV sind geschulte und kompetente Ansprechpartner:innen für euch und eure Fragen. Nur anrufen müsst ihr sie selbst.

Wer sich das mal genauer anhören möchte, dem sei die Podcast-Folge mit Silke Grünewald wärmstens ans Herz gelegt. Die Leiterin der Bezirksgeschäftsstelle Freiburg erzählt hier viel Wissenswertes über das Beratungsangebot des BLHV, den Übergabeprozess und gibt euch schon mal ein paar Gedankenanstöße mit. Reinhören lohnt sich!

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Wie Silke Grünewald hier so schön sagt: „Die Schwelle, uns zu kontaktieren, ist sehr gering!“ Wenn ihr das Beratungsangebot des BLHV gerne in Anspruch nehmen möchtet, kommt ihr hier direkt zum BLHV und den Ansprechpartner:innen für euren Bezirk. Traut euch, eure Betriebe sind es wert!

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