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10 Tipps, damit Stroh nicht zur Gefahr wird

Strohballenimago images/Westlight
Fachbeitrag Checkliste
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Stroh ist gut für die Tiergesundheit, wenn die Qualität stimmt. Denn zu viel Staub und giftige Schimmelpilze können Tiere krank machen. Hier einige Ratschläge, damit das nicht passiert.

Vor allem Schweine sind empfindlich gegenüber Stroh von schlechter Qualität. Zu viel Staub verklebt die Flimmerhärchen in der Lunge, was ihre Abwehrkräfte schwächt. Die Schweine sind dadurch anfälliger für Atemwegserkrankungen, die durch Erreger wie beispielsweise PRRSV, APP, Mykoplasmen, PCV2, Pasteurellen oder Influenza ausgelöst werden. Auch Mykotoxine spielen beim Stroh eine bedeutende Rolle – genau wie in Getreidefuttermitteln. Besonders hervorzuheben sind die beiden Fusarientoxine Deoxynivalenol (DON) und Zearalenon (ZEA).

imago images/ecomedia/robert fishmanSchwein im Stroh
Einwandfreies Stroh hält Klauen und Darm von Schweinen gesund. Natürlich lieben sie es auch darin zu wühlen. Das kann die Langeweile im Stall vertreiben.

An diesen Schrauben könnt ihr drehen

Fusarien können Getreide und Stroh sowohl während der Vegetationsperiode auf dem Feld als auch während der Lagerung befallen. Optimal für den Pilz ist es, wenn auf dem Feld Temperaturen von über 18 °C herrschen und es zwischen 3 und 5 mm regnet. Weil sich das Wetter nicht beeinflussen lässt, sind anbau- und erntetechnische sowie konservierende, pflanzenbauliche und lagerungstechnische Maßnahmen wichtig, um die Wahrscheinlichkeit einer Kontamination möglichst gering zu halten.

Stock Adobe/Tomasz Fusarium an Weizen
Diese orangene bis violette Verfärbung ist typisch, wenn Fusarium die Ähre befällt.

1.Die richtige Sorte wählen
Bereits die Sortenwahl beeinflusst die Qualität: Kurzstrohsorten sind anfälliger gegenüber Fusarien als Langstrohsorten. Zudem können möglichst tolerante Genetiken gewählt werden. Auch von lageranfälligen Sorten ist abzuraten, weil optimale Bedingungen für das Pilzwachstum herrschen, wenn das Getreide umknickt.

2. Fruchtfolge beachten
Die Fruchtfolge sollte möglichst vielgliedrig sein, um den Pilzdruck gering zu halten. Vor allem sollte vor Getreide, aus dem auch Stroh gewonnen werden soll, kein Mais angebaut werden. Denn auch Mais ist ein beliebter Wirt für Fusarien. Wer nicht anders kann, sollte den Boden zwischen Mais und anderem Getreide pflügen. Wichtig dabei: Möglichst wenig Ernterückstände auf dem Feld lassen, damit sie schnell verrotten. Sonst kann es passieren, dass unverrottete, mit Fusarien belastete Pflanzenbestandteile mit dem nächsten Pflügen wieder an die Erdoberfläche gelangen und dadurch den Krankheitsdruck erhöhen.

StadiumPilzbefall
Vor der Ernte – Feldpilz Infektion zum Zeitpunkt der Blüte > Mykotoxinbildung vor der Ernte
Benötigen hohen Wassergehalt im Getreide (mindestens 20 bis 22 %)
Fusarien, Hefen, Schwärzepilze, Mutterkornpilze, Brandpilze
Nach der Ernte – IntermediärfloraBei ausreichendem Wassergehalt können sich Feldpilze auch nach der Ernte im Getreide weiterentwickeln
Vermehrung von Lagerpilzen noch vor Erntebeginn
Während der Lagerung – Lagerpilz Infektion auf dem Feld Mykotoxinbildung während der Lagerung
Können sich mit 13,5 bis 17 % Wassergehalt im Getreide entwickeln
Aspergillus, Penecillium, Mucoraceae

3. Saatstärke verringern
Stehen weniger Pflanzen auf der Fläche, wird der Bestand besser belüftet, was die Bedingungen für Pilze deutlich verschlechtert. Auf besonders exponierten Flächen mit vielen Senken und Schatten sollte deswegen die Saatstärke reduziert werden.

4. Düngung anpassen
Auch auf eine bestandsgerechte Düngung ist zu achten. Zu viel Stickstoff und ausreichend Wasser erhöhen die Krankheitsanfälligkeit der Kultur. Dadurch nimmt die Standfestigkeit ab und das Getreide geht eher ins Lager. Optimal ist es, auf eine der Kultur entsprechende Stickstoff- und Kalidüngung zu achten. Stimmt die Versorgung, kann die Pflanze keimhemmende und keimtötende Substanzen bilden und sich selbst gegen Erreger wehren.

5. Richtig ernten
Bei der Ernte sollte das Wetter trocken sein und das Substrat sollte nicht mehr als 14 % Wasser enthalten. Bei höheren Wassergehalten bestehen die Risiken einer nachträglichen Schimmelbildung und der Selbstentzündung. Der zum Pressen gebildete Schwad sollte möglichst schnell vom Acker abgefahren werden. Denn hat der Schwad Zeit zusammenzusacken, haben Keime eine bessere Chance, sich zu vermehren.
Zudem sollte bei der Ernte darauf geachtet werden, das Stroh möglichst wenig durch aufwirbelnde Erde zu verschmutzen. Dies kann unter anderem durch eine höhere Einstellung des Mähdrescherschneidwerkes gewährleistet werden. Im Nachgang kann das Stroh zusätzlich entstaubt werden.

Archiv/Maurath
Bei der Ernte sollte das Stroh nicht mehr als 14 % Wasser enthalten. Sonst kann sich nachträglich Schimmel bilden.

6. Richtig lagern
Bevor das Stroh in den Stall kommt, sollte es mindestens vier Wochen gelagert werden – am besten in einem geschlossenen Gebäude. Denn dort sollte es trocken und geschützt vor Vögeln und Nagern sein. Ist im Lagergebäude direkt nach der Ernte zu wenig Platz, sollte bei der provisorischen Lagerung unbedingt auf eine ausreichende Belüftung geachtet werden. Hier eignen sich zum Beispiel Paletten als Unterbauung und spezielles atmungsaktives Vlies als Abdeckung. Lagern Sie das Stroh auf keinen Fall direkt auf dem Erdboden. Wenn schon draußen, dann müssen Wildtiere ferngehalten werden. Auch Regen sollte das Stroh nicht anfeuchten oder verschmutzen.

7. Qualität kontrollieren
War das Stroh lange genug im Lager, kann es in den Stall. Davor sollte es aber einer Sicht- und Geruchskontrolle unterzogen werden. Ob der Staubgehalt zu hoch ist, lässt sich überprüfen, indem man eine Hand voll Stroh gegen das Licht in die Luft wirft. Es sollte weitestgehend staubfrei sein.
Stroh sollte außerdem eine mehr oder weniger intensiv gelbe Farbe haben. Ballen, die grau oder rötlich bis rot verfärbt sind, sollten komplett entsorgt werden. Zudem sollte es sich keinesfalls klamm oder feucht anfühlen und auch nicht erdig, muffig oder schimmlig riechen.
Wer sich nicht komplett auf die eigenen Sinne verlassen oder es genauer wissen will, kann das Material auch mikrobiologisch untersuchen lassen. Einfach eine mindestens 300 g schwere Probe an ein Untersuchungslabor senden. Dort wird der Gehalt von sieben verschiedenen Keimgruppen untersucht. Dazu gehören produkttypische und verderbanzeigende Bakterien, Streptomyceten, Feldpilze, Lagerpilze, Mucorales und Hefen. Sind gewisse Grenzwerte überschritten, wird das Stroh als verdorben eingestuft.

imago images/Westend61
Einfache Qualitätskontrolle: Stroh in die Luft werfen. Dann sieht man, wie viel Staub enthalten ist.

8. Schlechtes Stroh entsorgen
Bei bedenklichem Stroh gilt: Wenn möglich, ab damit in die Biogasanlage. Denn durch den Gärprozess werden die Pilze abgetötet und das Gärsubstrat kann ohne Bedenken auf dem Acker ausgebracht werden.

9. Ganzen Ballen prüfen
Auf das Einwerfen kompletter Ballen in den Haltungsbereich sollte man unbedingt verzichten. Denn so könnten schlechte Partien der Kontrolle entgehen. Aus demselben Grund reicht auch eine Sichtkontrolle von außen auf den Ballen nicht aus. Auf diesem Weg könnten zudem kleinere Tierkadaver in den Stall gelangen, die Vektoren für verschiedenste Krankheiten sein können.

10. Menge den Temperaturen anpassen
Besonders an heißen Tagen sollte Folgendes beachtet werden: Stroh kann durch seine isolierende Wirkung in gut eingestreuten Ställen zu einer Überhitzung führen. Vor allem, wenn die Tiere keine Möglichkeit haben, sich eine Suhle zu bauen oder sich auf kühle Roste zu legen, und das Wasserangebot nicht ausreichend ist. Betroffene Tiere erkennt man daran, dass sie durchs Maul atmen. Nicht selten kommt es infolgedessen zu Todesfällen.

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