Ohne Wasser keine Weide und ohne Weide keine Offenhaltung der Landschaft: Das haben die Gemeinde Kleines Wiesental mit ihrerer Weidegemeinschaft und das Biosphärengebiet Schwarzwald erkannt. Gemeinsam haben sie ein Projekt umgesetzt, damit das Wasser weiterfließt – im Kampf gegen Dürre und trockene Sommer.
„Erschreckend ist, dass die Quellen so früh im Jahr trocken sind.“
Erwin Eiche Weide- und Landschaftspflegeverein NeuenwegSogar im Schwarzwald hat sich die Wasserversorgung in den letzten Jahren deutlich verschärft. Im Kleinen Wiesental kann das jeder deutlich sehen: Braune statt grüne Wiesen, leere Bachläufe und Tränken, in denen sich auf dem abgestandenen Wasser schon längst Algen bilden. Erwin Eiche, Erster Vorsitzender des Weide- und Landschaftspflegevereins Neuenweg, hat selbst gemessen, wie viel Regen und Schnee in der Gemeinde südlich vom Belchen seit Januar gefallen sind. Die trockensten Monate waren der März mit 14 Liter pro Quadratmeter und der Juli mit 8 Liter pro Quadratmeter. Insgesamt waren es 630 Liter pro Quadratmeter von Januar bis Juli. Zu wenig, denn früher war es laut Eiche etwa doppelt so viel.
Der Südhang des Belchen ist aus Sicht des Naturschutzes einer der wertvollsten Gebiete im Biosphärengebiet Schwarzwald. „Wir haben hier einen einmaligen Landschaftstyp der grünlandreichen Waldlandschaften“, erklärt der stellvertretende Biosphären-Geschäftsführer Christoph Huber. Hier wechseln sich Offenland und Wald ab – Allmendweiden dominieren die Landschaft. Aber ohne die Beweidung können diese artenreichen Lebensräume nicht erhalten werden, und dafür ist die Wasserversorgung auf der Weide entscheidend.
Wasserleitungen für die Weide
Deshalb hat das Biosphärengebiet Schwarzwald 2019 den Bau einer 450 Meter langen unterirdischen Wasserleitung mit Pumpe von einem Hochbehälter zu den Allmendweiden gefördert. Rund 8400 Euro sind dafür geflossen – etwa die Hälfte der Investitionskosten.
Der Vorteil: Man musste nur noch eine bestehende Infrastruktur ergänzen. Denn die Gemeinde hatte selbst bereits 1,8 Millionen Euro in die Hand genommen, um die oberen Belchenhöfe im Ortsteil Neuenweg mit Wasser zu versorgen. Bis vor wenigen Jahren verfügte diese Siedlung, die aus 14 Höfen besteht, noch über eigene Quellen. Nur in einzelnen trockenen Jahre waren Wassertransporte notwendig. Weil die Ausnahme zur Regel geworden ist, musste eine andere Lösung her.
Biospährengebiet Schwarzwald plant nächstes Projekt am Belchen
Für das Biosphärengebiet und die Umweltabteilung des Regierungspräsidiums Freiburg war es das erste Projekt zum Thema Weidewasserversorgung. Dabei soll es aber nicht bleiben. Im ganzen Gebiet rund um den Belchen soll in fünf Gemeinden die Versorgung sichergestellt werden. Das geschieht in drei Schritten: Zuerst wird die bestehende Infrastruktur erhoben. Wo sind Tränken, Leitungen und Zisternen und in welchem Zustand sind sie? 80 von rund 400 Punkten wurden bereits überprüft und mit GPS-Daten in eine Karte eingetragen. Im zweiten Schritt will man bestimmen, wie viel Wasser die Quellen zukünftig noch hergeben. Sprich, wo lohnt sich eine Investition und wo eher nicht? Zuletzt geht es dann um die Umsetzung von Verbesserungsmaßnahmen.
Gerettet?
Aber selbst, wenn die Tiere genug zu trinken haben, bleibt das Futter knapp. Denn auch die Flächen lechzen nach Wasser. Statt 100 können sie nur noch 70 Tiere versorgen und aus 150 Weidetagen werden 100. Wahrscheinlich wird Eiche dieses Jahr die Tiere schon im August statt erst Mitte Oktober ins Tal treiben.
Allmendweide in Neuenweg im Schwarzwald
Der Weide- und Landschaftspflegeverein Neuenweg hat sich zum Ziel gesetzt, die Landschaft offen zu halten. Die 30 Mitglieder bewirtschaften drei Weiden mit insgesamt rund 100 ha, die im Besitz der Gemeinde sind: die Holderweide, die Nonnenmattweiherweide und die Belchenweide.
In der Regel weiden dort von Mai bis Oktober 90 bis 100 Tiere, die von Betrieben aus den umliegenden Regionen stammen. Aktuell sind es 73. Die Beweidung ist für die Tierhalterinnen und Tierhalter kostenlos, das Weidegeld wurde 2002 abgeschafft. Die Weidegemeinschaft wird stattdessen über die erste Säule und über die Landschaftspflegerichtlinie gefördert. Sie betreuen die Tiere und kümmern sich um die Zäune. wem
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