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Herdenschutz bei Rindern

Rinder auf einer Weide im SchwarzwaldBadischer Landwirtschafts-Verlag
Fachbeitrag
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Die meisten Wölfe greifen unter den Nutztieren vor allem Schafe und Ziegen an. In Baden-Württemberg gibt es aber einen Wolf, der die Statistik durcheinander bringt. Er hat mehrfach Rinder gerissen, die älter waren als sieben Monate. Deshalb soll im Südwesten nun auch ein „zumutbarer“ Herdenschutz für Rinder definiert werden. Ein erster Entwurf wurde Ende März 2023 vom Stuttgarter Umweltministerium vorgestellt. Der Maßnahmenkatalog soll im Herdenschutzprojekt Südschwarzwald weiterentwickelt werden, an dem sich 15 Praxisbetriebe beteiligen.

Welcher Herdenschutz ist bei Rindern zumutbar? Diese Frage muss beantwortet werden, damit ein Wolf rechtssicher entnommen werden kann. Klar ist: Ein flächendeckend wolfsabweisender Zaun, wie er bei Schafen und Ziegen gebaut wird, ist nicht zumutbar – sowohl arbeitswirtschaftlich als auch für den Tourismus. Um herauszufinden, was möglich ist, hat der BLHV zusammen mit der Erzeugergemeinschaft Schwarzwald Bio-Weiderind und dem Naturpark Südschwarzwald ein Projekt gestartet. Unterstützt durch die Forstliche Versuchsanstalt (FVA) und das Landwirtschaftliche Zentrum Baden-Württemberg (LAZBW) sollen in den nächsten vier Jahren unterschiedliche Maßnahmen auf mehreren Pilotbetrieben getestet werden.

Ein weiterer zentraler Aspekt des Projektes soll die Herdenschutzberatung durch einen bäuerlichen Vertreter sein, der gleichzeitig mit Behörden umgehen kann. „Wir wollen schauen, was möglich ist und was nicht“, erklärte BLHV-Präsident Bernhard Bolkart das Ziel des Projektes. Es gehe darum, „vernünftige“ Lösungen zu finden, die auch von der Gesellschaft akzeptiert würden.

FVAFlatterband, Bernau
Solche Flatterbänder werden gerade im Schwarzwald getestet als „stark risikomindernde Maßnahme“.

Das Altersklassenmodell

Zum Projektstart wurde Ende März 2023 ein erstes Konzept zur Zumutbarkeit vorgelegt, das Karl-Heinz Lieber, Leiter der Abteilung Naturschutz beim Stuttgarter Umweltministerium, und Ronja Schütz von der FVA vorstellten. Danach soll es zwei Stufen je nach Alter der Rinder geben. Für bis zu acht Wochen alte Kälber wurden acht wolfsabweisende Maßnahmen definiert, von denen mindestens eine erfüllt sein muss – siehe Grafik. Das entspricht dem bisherigen Standard für Schafe und Ziegen.

Ältere Tiere sollen durch „stark risikomindernde Maßnahmen“ geschützt werden und zwar in einer Kombination aus zwei Maßnahmen. Dieses Konzept wurde mittlerweile schon wieder überarbeitet, weil es erste Ergebnise aus dem Projekt gibt. Was aktuell gilt, lest ihr hier.

wirlandwirtenHerdenschutz Rinder neu
Stand April 2024

Das Land fördert – wie bei den Schafen und Ziegen – auch bei Rindern innerhalb der Förderkulisse Wolfsprävention die Investitionen in den zumutbaren Herdenschutz sowie den Mehraufwand bei der Weideführung. Bei der Integration von Tieren zum Schutz der Herde übernimmt das Land pauschal Kosten für den Unterhalt.

Welche Fördersätze konkret gezahlt werden und was die Bedingungen sind, wurde erst kürzlich im April 2024 festgelegt. Alle Details dazu findet ihr hier.

Karl-Heinz Lieber

„Überwindet ein Wolf diese Herdenschutzmaßnahmen zweimal innerhalb von sechs Monaten, fliegt die Kugel.“

Karl-Heinz Lieber Umweltministerium Baden-Württemberg

„Wir können uns nicht vorstellen, dass Weidehaltung und Wolf in unserer Topographie möglich sind“, erklärte Bolkart und positionierte sich damit klar an der Seite der Bäuerinnen und Bauern. Trotzdem müsse man sich auf den Weg machen und sich auf konstruktive Diskussionen einlassen, um etwas zu erreichen. Nur so könne man auch die Gesellschaft mitnehmen. Für Bolkart heißt das: Man muss innerhalb der bestehenden Gesetze alle Möglichkeiten ausloten. Dazu gehört auch der Grundsatz: erst Herdenschutz, dann die Entnahme.

Eure Meinung

Jeder hat eine Meinung zum Wolf und zu Herdenschutz. Wie ist eure? Was haltet ihr von den vorgeschlagenen Maßnahmen für Rinder? Wo seht ihr Probleme? Schreibt uns in die Kommentare oder direkte über das Kontaktformular.

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