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Leguminosen im Grünland nachsäen: Der beste Zeitpunkt

DurchsaatIMAGO / imagebroker
Fachbeitrag Checkliste
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Du hast dich entschieden, dass du Rotklee, Weißklee oder Luzerne auf deinen Wiesen etablieren willst, weißt aber nicht wie genau und wann? Dann findest du hier die passenden Infos.

Für eine Nachsaat im Dauergrünland kommen vor allem Rot- und Weißklee infrage – auf kalkhaltigen, trockenen Flächen auch die Luzerne. Andere Leguminosenarten sind meist nicht konkurrenzfähig genug, um sich als Jungpflanze in einem Bestand durchsetzen zu können. Wichtige Voraussetzungen für die Etablierung von Leguminosen sind: eine reduzierte Stickstoffdüngung, eine ausreichende Phosphat- und Kaliumversorgung und ein pH-Wert von über 5,5. Darüber hinaus entscheidet der richtige Saattermin über den Erfolg einer Nachsaat.

Saattermin

Die Nachsaat von Gräsern wird aus praktischen Gründen oft in einem Arbeitsgang mit Striegeln und Übersaat im zeitigen Frühjahr durchgeführt. Das mag bei sehr lückigen Beständen und mit Gräsern noch funktionieren, ist aber für Leguminosen absolut nicht zielführend. Insbesondere nachgesäte Leguminosen – aber auch Gräser – leiden während dieser Jahreszeit unter der starken Beschattung des konkurrenzstarken Altbestandes. Auch das erhöhte Wärmebedürfnis von Leguminosen gegenüber Gräsern benachteiligt diese vor dem ersten Schnitt.

Entsprechend hat sich eine Nachsaat nach dem ersten Schnitt als der beste Zeitpunkt erwiesen, um Leguminosen in den Bestand zu integrieren. Eine späte Nachsaat im August oder September ist bei Gräsern wohl möglich, war in Versuchen bei Weißklee und Luzerne allerdings wenig erfolgreich. Nur beim durchsetzungsstarken Rotklee hat die Nachsaat im Sommer beziehungsweise Herbst funktioniert – allerdings mit erhöhter Saatstärke von 20 kg/ha statt 10 kg/ha.

Karin Weggler
Der perfekte Termin ist von Mai bis Juni. *Zu diesem Zeitpunkt hat höchstens Rootklee eine Chance, bei hoher Saatmenge.

Saatmenge

Bei einer Nachsaat nach dem ersten Schnitt ist eine geringere Saatmenge ausreichend: Weißklee 6 kg/ha, Rotklee und Luzerne 10 kg/ha. Nur bei leicht suboptimalen Bedingungen, wie einem pH-Wert zwischen 5,2 und 5,5, einer mittleren Stickstoffdüngung oder der Herbstsaat, kann eine erhöhte Saatmenge bei Rotklee nützlich sein. Schwerwiegende Störfaktoren, wie ein pH-Wert unter 5,2 oder eine hohe Stickstoffdüngung, lassen sich so allerdings nicht ausgleichen. In solchen Fällen gilt: Zuerst die Ausgangsbedingungen verbessern, bevor man nachsät.

Karin WegglerGrünlandbestand ohne (links) und mit Leguminosen-Nachsaat.
Grünlandbestand ohne (links) und mit Leguminosen-Nachsaat.

Häufigkeit und Mischung

Wer den Anteil wertgebender Gräser im Bestand erhöhen möchte, wird oft ein von Gräsern dominiertes Mischsaatgut verwenden. Hierbei verfolgen viele den Grundsatz: Schritt für Schritt den Anteil hochwertiger Gräser erhöhen. Das heißt, es wird einmal jährlich oder mehrmals pro Jahr nachgesät, um das Risiko zu reduzieren, das vom Wetter ausgeht. Die standortübliche Stickstoffdüngung realisiert das Ertragspotenzial der Gräser.

Bei Leguminosen ist dies allerdings eine schwierige Strategie. Denn für sie kann und muss die Stickstoffdüngung reduziert werden, was aber bei hohen Düngerpreisen durchaus lohnend sein kann. Um die Nährstofflücke durch die Stickstoff-Fixierung ausgleichen zu können, sollte ein maßgeblicher Anteil von Leguminosen zeitgleich etabliert werden. Anstatt Schritt für Schritt gilt also lieber einmal richtig. Zudem sollte das Saatgut nur aus Leguminosen bestehen oder zumindest sollten diese die Mischung deutlich dominieren.

Nachsaattechnik

Vor der Nachsaat schafft kräftiges Striegeln oder Eggen Lücken im Bestand. Für die Nachsaat geeignet sind insbesondere Durchsaatgeräte (Scheibenschlitzgeräte), die die Altnarbe öffnen, das Saatgut in Rillen ablegen und damit einen guten Bodenschluss ermöglichen. Die Versuche am Landwirtschaftlichen Zentrum Baden-Württemberg (LAZBW) wurden mit dieser Technik durchgeführt.

Alternativ gibt es Übersaatgeräte (Wurfstreuer), die oft eine höhere Schlagkraft haben, aber mit einem zusätzlichen Walzvorgang kombiniert werden sollten. Übersaaten werden großflächig und erfolgreich in Neuseeland und Südamerika durchgeführt, wurden aber unter den hiesigen Bedingungen mit den lokalen Arten noch nicht ausführlich getestet.

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Bei der Schlitzsaat haben die Samen guten Bodenschluss.

Sorten

Generell sollte man Sorten mit schneller Anfangsentwicklung und guter Ausdauer bevorzugen. Mischungen mit zwei oder mehr Sorten einer Art auszusäen, erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass die richtige Sorte dabei ist.

Allzu günstiges Saatgut besteht oft aus Sorten, die viele Samen bilden, aber nicht unbedingt Masse bringen oder konkurrenzfähig sind. Empfohlene Sorten verfügen über eine gute Ausdauer, die nicht ausschließlich, aber oft maßgeblich verbunden ist mit günstigen Resistenzeigenschaften gegen Welke- oder Leguminosen-Krankheiten.

Hier haben wir Infos über Rotklee, Weißklee und Luzerne für euch gesammelt. Kompakt in übersichtlichen Steckbriefen.

Checkliste für die Nachsaat von Leguminosen

  • Optimalen Saattermin wählen: nach dem 1. Schnitt oder im Spätsommer
  • Standortinformationen beachten: Grundnährstoffversorgung, vor allem P2O5, pH-Wert
  • Lücken in Grünlandnarbe schaffen: scharf Striegeln, Eggen
  • Gegebenenfalls Kalken bei pH <5,5
  • Bei niedrigen Phosphat- und Kali-Gehalten (B) auf Gehaltsklasse C aufdüngen
  • Flache Nachsaat oder  Durchsaat zum Beispiel mit spezieller Grünland-Direktsaattechnik
  • Keine Gülle nach der Nachsaat
  • Reduziere Stickstoffdüngung im Rahmen der Bestandesführung, abhängig vom Kleeanteil

 

Weitere wichtige Informationen enthält der Praxisratgeber: Leguminosen-Nachsaat der LAZBW Habt Ihr schon Erfahrungen mit der Nachsaat von Leguminosen gesammelt? Was hat sich bei euch dadurch verändert?

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