„Wir haben einen sehr guten und engen Bezug zu unseren Tieren und lernen sie am Tag ihrer Geburt kennen und lieben. Ihnen soll es vom ersten Tag an gut gehen und sie sollen mit Würde und Respekt behandelt werden. Am letzten Tag müssen wir sie aus der Herde und der gewohnten Umgebung rausnehmen und in einen Anhänger einsperren, um zum Metzger oder Schlachthof zu fahren. Manche zittern und schäumen vor Aufregung, manche brüllen während der ganzen Fahrt, weil sie ihre Herde suchen. Mit manchen kommt man nass geschwitzt beim Metzger an. Wir Besitzer schlafen schon mehrere Nächte zuvor nicht mehr richtig.“
Berührende Worte, geschrieben von Wilhelm und Heiko Klumpp – Vater und Sohn, die lange darum gekämpft haben, ihre Rinder mobil schlachten zu können. Mit Jürgen Blust haben sie einen Metzger gefunden, der sie bei der Umsetzung ihres Wunschs unterstützt. Wir durften sie in Gernsbach besuchen und ihren mobilen Schlachtanhänger besichtigen.
Die Macher mit Herz
Dass Wilhelm und Heiko Klumpp ein Herz für ihre Tiere haben, ist nicht zu übersehen. Zutraulich kommen die sechs Mutterkühe mit ihren Kälbern angelaufen, beschnuppern neugierig Kamera und Stativ und lassen sich kraulen. In der Stallgasse hängen gebastelte Namensschilder, jedes Kalb hat einen Taufpaten. Zwei Jahre bleiben die Jungtiere hier, auch die männlichen. Der Abschied fällt jedes Mal sehr schwer. Besonders, wenn der Schlachttag nicht so abläuft, wie die Klumpps sich das vorgestellt haben.
„Wir haben einige Schlachthöfe ausprobiert, bevor wir beim Betrieb Blust gelandet sind. Wir wollten bei der Anlieferung immer mit rein und sind oft rausgeschmissen worden. Wir hätten da nichts zu suchen. Nicht mit uns. Wir bleiben bei unseren Tieren, bis zum Schluss.“
Heiko Klumpp Landschaftspfleger und LandwirtIm Gespräch mit Wilhelm Klumpp
Der richtige Metzger an Bord
Jürgen Blust hat eine kleine Metzgerei mit eigener Schlachtung in Achern. Von den Plänen der Klumpps war er sofort begeistert. Auch bei den Schlachtungen in seiner Schlachterei legt er großen Wert darauf, dass anständig mit den Tieren umgegangen wird – Stress kann er dabei nicht gebrauchen. Das kommt auch dem Fleisch zugute. Ist ein Tier gestresst, schüttet es Adrenalin aus, der pH-Wert steigt. Dadurch übersäuert das Fleisch, wird leimig, dunkel und zäh. Nicht nur der Geschmack, sondern auch die Haltbarkeit verschlechtern sich.
„Ich bin Metzger geworden, weil ich gerne mit Tieren zu tun habe. Hört sich komisch an, oder? Aber ich merke genau, wenn ein Tier Angst hat oder aufgeregt ist. Dann lasse ich es erstmal zur Ruhe kommen. Wenn ich einen Schuss nicht sauber setzen kann, schieße ich nicht.“
Jürgen Blust MetzgerMan setzte sich also zusammen, plante und tüftelte gemeinsam am neuen Schlachtanhänger herum – Marke Eigenbau. Schlicht und funktional sollte er werden.
Die Zulassung
Dann wurde es spannend. Die drei Männer reichten ihren Antrag auf Zulassung ihres mobilen Schlachtanhängers ein. Es wurde eine Probeschlachtung mit Vertretern der Veterinärämter Raststatt und Offenburg festgesetzt. „Die konnten sich erst gar nichts drunter vorstellen, unter so einem selber gebauten Hänger.“, meint Jürgen Blust. Doch die Probeschlachtung verlief problemlos – wieder einmal zeigte sich, wie entspannt die Tiere in ihrer gewohnten Umgebung sein können.
„Das ist einfach ne tolle Sache. Als wir die Probeschlachtung hatten, da sind die vom Veterinäramt hin- und hergerannt und wir haben gedacht: Das wird nichts. Aber das lief richtig toll. Und da merkt man dann den Unterschied. Wenn die Tiere in der gewohnten Umgebung sind, mit vertrauten Menschen, sind die richtig gelassen.“
Jürgen Blust MetzgerNach diesem Erfolg ging es dann schnell: Die Zulassung war innerhalb eines Monats erteilt. In Zukunft kann Jürgen Blust die mobile und stressfreie Schlachtung anbieten. Nicht nur den Klumpps, für die sich der lange Kampf endlich gelohnt hat. Sondern auch anderen Betrieben in der Region – Interessenten gibt es schon einige.
Ein sehr schöner Bericht
Danke dass es so wundervolle Menschen noch gibt! ❤️Von Herzen Danke ❤️ im Nahmen der fühlenden lebendigen und tollen Tieren.
Ein schöner Bericht und was mich besonders freut……das andere Landwirte sich auch mit neuen Gedanken und Möglichkeiten zur tierschonenden Schlachtung beschäftigen. Ich hoffe nur, das diese Einzellösungen nicht von der Bürokratie abgewürgt werden.
Jörg Widmaier
Bin total begeistert von der Umsetzung der stressfreisten Schlachtung die es für Rinder gibt. Haben selbst eine kleine Mutterkuhherde und kenne die Probleme keine Landschlachterei mehr in der direkten Nähe zu finden. Leider ist „ Weideschlachtung „ in Schleswig-Holstein ein bürokratisches Unterfangen, welches fast nicht lösbar ist. Ich ziehe den Hut vor euch diesen Weg so konsequent beschritten zu haben.
Super werde mich auf jeden Fall weiter informieren