Willkommen in Ostfriesland! Jetzt sind wir bald ganz oben angekommen. Unsere nächste Station war der Bioland-Betrieb Sonnenschein in Aurich, auf dem Familie Poppen in vierter Generation Schweine züchtet. Neben der Familie arbeiten derzeit eine Betriebshelferin und zwei Mitarbeiter auf dem Hof. Wir waren hier vom 13. März bis zum 10. April.
Wer uns noch nicht kennt, kann erstmal hier nachschauen.
Schöne Sauerei
Gut 120 Muttersauen leben auf Hof Sonnenschein und wechseln dabei immer wieder mal den Stall. Wir erzählen euch, wie das Leben einer Muttersau hier so aussieht: Los geht’s im Besamungsstall. Drei Tage lang können die Sauen hier in Ruhe ankommen. Dann beginnt Landwirt Hermann Poppen damit, ihnen den Eber vorzusetzen. Zweimal am Tag darf dieser sich den Damen präsentieren – das wirkt stimulierend, die Sauen kommen in die Rausche. Sobald der Duldungsreflex einsetzt (die Sau also einen aufspringenden Eber „erdulden“ würde), kann sie besamt werden. Bisher wurden hier die Deutsche Landrasse und Piétrain gekreuzt. Jetzt soll aber auf Schweizer Genetik umgestellt werden, da diese weniger Ferkel werfen, was die Aufzucht erleichtert.
Die Sauen sind übrigens nur während der Besamung im Besamungsstand. Das dauert ungefähr 20 Minuten und wird dreimal im Abstand von wenigen Stunden wiederholt.
Entspannte Trächtigkeit
Sind die Sauen tragend, kommen sie in den Niedertragenden-Bereich. Dort werden sie in zwei Gruppen gehalten und können es sich im Laufstall mit Außenbereich gutgehen lassen.
Die Ferkel kommen!
Kurz vor der Geburt ziehen die Sauen in den Abferkelstall. Dort hat jede ein eigenes Abteil mit eigenem Auslauf, in dem sie ihre Ferkel zur Welt bringen kann. Für die Ferkel gibt es ein weiteres, separates Abteil, das beheizt ist und in das sich die Kleinen zurückziehen können. Sind die Würfe sehr unterschiedlich groß, werden sie ausgeglichen – also die Ferkel falls nötig auf andere Muttertiere verteilt. Sechs Wochen lang bleiben die Kleinen bei den Sauen, doppelt so lange wie in der konventionellen Schweinehaltung üblich.
Sobald die Ferkel nach sechs Wochen nicht mehr gesäugt werden, kommen sie in den Absetzerstall. Dort leben sie in Gruppen und haben einen Innen- und Außenbereich mit Strohmatratze zur Verfügung. Die Sauen kommen nach dem Absetzen wieder in den Besamungsstall – zwei Würfe ziehen sie pro Jahr auf.
Haben die Ferkel 25 Kilogramm erreicht, verlassen sie dann den Hof und kommen zum Mäster.
Besondere Rassen
Wie die Schweinekenner anhand der Fotos sicherlich schon gesehen haben, züchtet Familie Poppen auch Angler Sattelschweine. Sie leben in einer alten Scheune mit Strohbett und Auslauf und werden fast ausschließlich auf dem Hof gemästet. Zum Teil werden diese über Alnatura vermarktet, aber auch im eigenen Hofladen. Und auch mit einer weiteren Rasse wird hier bald mit der Zucht begonnen: In Zukunft soll es im Hofladen auch Fleisch vom Schwedischen Linderöd-Schwein geben. Eber „Bo“ ist direkt aus Schweden auf den Hof gekommen und soll dort mit zwei passenden Sauen für Nachwuchs sorgen. Sofern es die Witterung zulässt, sollen die Linderöd-Schweine ganzjährig draußen gehalten werden.
Schweineleasing und Instagram
Familie Poppen scheut sich nicht, ihre Schweinehaltung mit der Kundschaft zu teilen. Natürlich gibt es hier gutes Fleisch direkt im Hofladen – die Familie hat aber auch noch andere Ideen umgesetzt. So können sich Fleischliebhaber, denen wichtig ist, wie es dem Tier zu Lebzeiten ergangen ist, auf Hof Sonnenschein ein Schwein leasen! Wie das funktioniert? Die Kund:innen können sich ein „eigenes“ Schwein aussuchen und bezahlen eine monatliche Leasingrate für Unterkunft und Verpflegung. Sie werden über das Leben und die Aufzucht „ihres“ Schweins informiert und dürfen es auch auf dem Hof besuchen. Wird das Tier schließlich geschlachtet, steht ihnen das Fleisch zu. Transparenter wäre wohl nur, selbst Schweine zu halten.
Aber das war’s noch nicht mit der Öffentlichkeitsarbeit. Über das Instagram-Schwein „Graf Bobby von Sonnenschein“ teilt die Familie Fotos, Infos und schöne Alltäglichkeiten auf dem Hof mit der Welt. Schaut mal rein: https://www.instagram.com/bobby_von_sonnenschein/
Für die Schweine, die ihr Leben lang auf dem Hof bleiben, können Patenschaften übernommen werden – zum Beispiel für Bobby oder die Linderöd-Zuchtschweine.
… und dann gibt’s da noch den Acker
Ungefähr 90 Hektar Ackerland gehören zum Hof Sonnenschein. Als wir dort waren, war gerade Saatzeit: Ackerbohnen, Gerste und Weizen. Beim Grubbern und Pflügen haben wir auch fleißig mitgeholfen!
Eine freudige Nachricht!
Nachdem unsere liebe Hündin Fee Ende Januar gestorben ist, begleitet uns der gute Leo auf unserer Reise. Und unser Team hat Zuwachs bekommen! Die kleine Border-Collie-Hündin Fly ist ab jetzt mit an Bord 🙂
… Und wer gleich wissen möchte, bei welchem Betrieb wir als nächstes gelandet sind, kann hier weiterlesen! 🙂